diese letzte Armee, die das Land aufgebracht hatte, ausgerüstet worden.
Auch sonst war es deutlich, dass die Armee Chanzys nicht nur geschlagen, sondern demoralisirt war. Nicht nur Tornister lagen an der Strasse, sondern auch viele Gewehre. Oft wurden versprengte Abteilungen und Einzelne gefangen eingebracht. Einmal kam der Spassmacher der Kompagnie mit einem Trupp von etwa dreissig Franzosen an, die sich ihm ergeben hatten. Es war in der Tat mehr zu verwundern, dass diese Armee uns so viel zu schaffen gemacht hatte, als dass sie nun versagte. Denn es waren gänzlich unausgebildete Leute, die weder marschiren noch schiessen konnten, weder den Strapazen noch den moralischen Anforderungen des Krieges gewachsen waren. Bedeutung hatten sie noch jetzt durch ihre Menge und, sobald diese wieder wirksam werden konnte, ihre gute Führung; denn es gelang ihrem General Chanzy, die Reste bei Laval, drei Tagemärsche westlich von Le Mans, zu sammeln.
Am 17. marschierten wir bis vor Corbinières, nicht weit von Laval, wo wir die Nacht in einem schönen Schlosse blieben. Die Besitzer waren verschwunden, wie immer in vornehmen Häusern. Wir heizten den Kamin mit einigen Stühlen, weil der Diener, der allein im Hause war, erklärte, es sei kein Brennholz vorhanden. Wir fanden einen Schrank mit Wäsche und ich zog mit Wonne ein reines Hemd an. Das ist meines Wissens das einzige nicht
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_64.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)