aus der Wand selbst, wie wenn jemand darin steckte. Einige Bretter wurden mit Faschinenmessern und Schanzaxt heruntergerissen, und es war die höchste Zeit, denn kaum gab das erste Brett nach, so fuhr mit dem quellenden Rauch der Kopf eines französischen Soldaten heraus, und der Leib hinterher wie von einer Feder geschnellt. Als unser Bataillon heraufstürmte und die Franzosen davonliefen, war der arme Kerl in seiner Angst in den Schuppen gekrochen und hatte sich da in einer Doppelwand versteckt, in der er eingeklemmt sass, so dass er nur noch schreien konnte, als er ausgeräuchert wurde. Nun war er überglücklich und erzählte von der Panik, die unser Kommen angerichtet hatte.
Nachdem das Feuer niedergebrannt war, blieben wir an der Stelle bis Tagesanbruch. Zuletzt haben wir wohl alle ein Stündchen geschlafen, wer nicht auf Posten war. Ich erwachte auf einem Fasse sitzend, das an der Wand des Hauptgebäudes unter der Dachtraufe stand und mit Eis überzogen war; und zwar erwachte ich davon, dass die Eiszapfen oben abtauten und mir ins Gesicht tropften. Das war das erste Zeichen, dass die Kälte nachliess.
Als es Tag war, traten wir an und zogen über das verlassene Plateau hinüber. Nun sahen wir erst, wie stark die Stellung war, durch Natur und Verschanzung, die der Feind Tag über hartnäckig verteidigt hatte und in der Nacht unserm kleinen Haufen überliess. Wir wussten natürlich noch nicht, dass dieser unser Angriff auf die Höhe von Tuilerie (so hiess das Gehöft) den Sieg bei Le Mans
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_60.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)