qualmendem Rauch erfüllte. Einer schrie ‚es ist Teer!‘, und wir hatten noch eben Zeit, die Treppe zu gewinnen. Als wir glücklich im Freien waren, verloren wir uns, ohne ein Wort zu äussern, unter den Andern. Im Haus waren keine Menschen, an Löschen war nicht zu denken, das Unglück musste seinen Lauf haben; warum sollten wir ohne Not melden, dass wir es angerichtet hatten? Es dauerte denn auch nur kurze Zeit, da schlugen die Flammen aus dem Keller und ergriffen den Holzbau, der nicht viel mehr als ein Schuppen war. Unser Hauptmann der sonst seine Ruhe nicht verlor, geriet in einige Aufregung; denn wenn der Feind so nahe war, wie wir annehmen mussten, so gab die plötzlich entstehende Helligkeit, die uns beleuchtete, seinen Gewehren das sicherste Ziel. Da zeigte sich aber, dass der Feind sich nach dem misslungenen Ueberfall in aller Stille zurückgezogen hatte. Kein Schuss kam, und die Patrouillen, die nun hinausgeschickt wurden, fanden weiter hin das Gelände leer. So kam es, dass das Feuer ruhig in die Höhe und dann hinunterbrennen durfte, ohne dass nach seinen Urhebern geforscht wurde.
Etwas Komisches, das aber leicht hätte traurig werden können, passirte noch, als die ersten Flammen kamen. Alles stürzte an das Haus heran und einige von uns hörten drinnen ein lautes Schreien um Hülfe. Das war sonderbar, denn wenn Einer im Hause war, konnte er ja herausspringen. Aber es bewegte sich nichts. Nun war die Stelle, an der geschrieen wurde, bald gefunden. Die Töne kamen
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_59.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)