man mehr von einer Sache hören möchte. Oft habe ich auch Entbehrungen oder Gefahren verschwiegen, da ich fand dass die Meinigen ohnedies genug Ungemütliches mit bezug auf mich zu denken hätten; jetzt darf ich ja aber auch damit ruhig herausrücken.
Zunächst möchte ich noch ein paar Bemerkungen an die Erlebnisse vom 5. Januar knüpfen. Dass der Gefreite Merx in sicherer Deckung zurückblieb, während wir vorgingen, war gewiss nicht was man von einem guten Soldaten erwartet; aber er war kein schlechter Soldat, wie ihr schon daraus sehn könnt, dass der Hauptmann ihn uns auf die gefährliche Reise mitgab. Er hielt es für sein gutes Recht, auch einmal vorsichtig zu sein, nachdem er seine Knochen so oft zu Markte getragen hatte. Ueberhaupt müsst ihr nicht denken, dass alle Soldaten immer mutig vorgingen. Ich kann nur sagen, dass alle Officiere und Unterofficiere natürlich, aber auch alle Einjährigen vorn waren, wenn es galt und die Kugeln pfiffen oder pfeifen wollten. Ich habe oft gesehn, dass Soldaten im Graben blieben, aber nie dass ein Einjähriger darunter war. Es ist kein Zweifel, dass die Einjährigen durch das militärische Pflichtgefühl, das allen gemeinsam war wie den Berufssoldaten, für die ganze Armee von grosser Wichtigkeit waren und es in jedem Kriege sein werden.
Dann ein Wort über das eiserne Kreuz, das der Unterofficier Köster gewiss mit Recht bekommen hatte. Natürlich konnte in einem solchen Falle die
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_49.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)