für eine Strecke ein des Weges kommendes Bäuerlein zu seinem grössten Schrecken als Führer mit, und der Unteroffizier hatte die Geistesgegenwart eine gleichfalls des Weges kommende Gans gefangen zu nehmen. Ich will nun gleich sagen, dass sie abwechselnd getragen und heil, soweit nämlich eine frischgeschlachtete Gans als heil bezeichnet werden kann, zurückgebracht wurde.
Als es dämmerte, ging unser Trupp dem Flusse entlang, an dem weithin etwas wie der Kirchturm von Thoré zu sehen war. Der Fluss zog durch eine Niederung; in ziemlich weiter Entfernung, an unsrer Seite des Flusses, lag ein niedriger Höhenzug, noch ganz im Morgennebel. Allmählich wurde es da oben helle und die schärfsten Augen unter uns wollten in bestimmten Abständen Wachtposten auf der Höhe sehen. Nun wurde unser Führer vorsichtiger und liess uns eine niedrige Böschung, die über dem Ufer lag, als Deckung beim Weitergehen nehmen. Da sahen wir auf einmal, und daran konnte nicht wohl ein Zweifel sein, auf der andern Seite des Flusses eine Reiterpatrouille herankommen, deren Blicken wir uns nicht entziehen konnten. Die Patrouille begleitete uns ausser Schussweite unserer Gewehre, behielt uns offenbar immer im Auge. Nun war unser Unteroffizier ein couragirter kleiner Mann, er hatte aber auch eine volle Flasche mitgenommen, die jetzt nichts weniger als voll war; sonst hätte er das Weitergehn doch wohl lieber unterlassen. Er sagte also: ‚Kameraden, unser Auftrag ist, zu sehn ob Thoré besetzt ist. Mancher
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_46.jpg&oldid=- (Version vom 29.6.2017)