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Seite:Leo Kriegserinnerungen 45.jpg

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und fröstelnd aufwachte. Und doch erinnere ich mich nicht einer einzigen Erkältung aus der ganzen Zeit des Feldzuges.

Aber nun muss ich von meiner Feuertaufe erzählen.

In der Nacht vom 4. zum 5. Januar lag meine Kompagnie auf einem hochgelegenen Gehöft auf Vorposten. In einer Scheune war mein Zug untergebracht (jede Kompagnie hat drei Züge, den drei Gliedern entsprechend), so dass jeder Mann anderthalb Fuss breit auf dem ausgebreiteten Stroh zum Liegen hatte, mit der Feldmütze als Kopfkissen. Zwischen 3 und 4 Uhr wurde Alarm geschlagen. Als die Kompagnie sich versammelt hatte, sagte der Hauptmann: ‚Freiwillige zu einer Recognoscirung vor‘. Wir Einjährigen traten natürlich alle vor, auch einige Dreijährige und ein paar Unteroffiziere. Der Hauptmann wählte einen jungen Unteroffizier Köster aus, wie sich dann zeigte eine sehr gute Wahl, den Gefreiten Merx, einen erprobten älteren Soldaten, dazu etwa ein Dutzend jüngerer Leute, mich darunter. Es war also eine sehr starke Patrouille. Wir bekamen den Auftrag, zu erkunden ‚ob Thoré vom Feind besetzt wäre‘. Dieses Dorf lag zwei bis drei Stunden vorwärts von unserm Lager entfernt. Der Unteroffizier bekam eine Karte und wir zogen sofort munter los, das Gepäck blieb zurück, Gewehr über, die Patronentaschen gefüllt. Es war ein bequemer Spaziergang, so leicht beladen, durch das schöne Land im Morgengrauen, wir wurden ganz gesprächig, nahmen auch einmal

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_45.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)