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Seite:Leo Kriegserinnerungen 34.jpg

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das Billet ausstellen und machten uns auf den Weg. Ich habe den Namen der Strasse leider vergessen, aber sie war weit von der Mairie entfernt und es war schwer sie zu erfragen, denn die Stadt war von der Dunkelheit an wie ausgestorben. Ein paar Kavalleristen riefen uns in einer öden Strasse von der anderen Seite her zu: „Kameraden, wisst ihr wo es da und da hin geht?“ Welcher Gedanke! dafür konnten uns aber die Kavalleristen die Strasse zeigen, die wir suchten. Nun galt es das Haus zu finden. Laternen brannten nicht, es war tiefe Finsternis und keine Hausnummer zu erkennen. An einer Tür stieg ich auf Schnitzlers Schulter, nach­dem ich Gepäck und Gewehr abgelegt hatte, und zündete ein Streichholz an: es war die gesuchte Nr. 14. Aber wie sich dem todten Herrn Liger bemerklich machen? Wir schlugen den Klopfer an die Tür, dass es dröhnte; sonst kein Laut. Wir sahen mit unsern an die Finsterniss gewöhnten Augen am Hause hinauf und fanden, dass die Fensterläden verschlossen waren. Neues Klopfen, zuletzt mit den Gewehrkolben. Als wir bereits an die schreckliche Notwendigkeit dachten, ein drittes Quartierbillet auf der Mairie zu suchen, erhellte sich ein Fenster im zweiten Stock und eine ältere Dame fragte mit einem leisen furchtsamen Schreien her­unter: qui est là, qui est là? Wir legitimirten uns so gut es ging, mit unserm Billet von unten nach oben als Quartiergäste des Herrn Liger und antworteten auf ihre Einwendung, dass er todt sei, sehr höflich, wir kennten diesen Umstand und bedauerten

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_34.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)