Gesellen darunter, mit denen man nicht gerne zu tun hatte. Das lernte man bald, dass man keinen Vorzug oder Vorteil irgend welcher Art beanspruchen konnte; die Schnüre bedeuteten nur, dass wir mehr leisten mussten als die Anderen; und oft hätten wir sie am liebsten abgetrennt. Aber das gehört schon in die spätere Zeit.
Ich hatte, als wir in die französischen Waggons eingepfercht wurden, einen Eckplatz bekommen und hielt das für einen Gewinn. Freilich hatte ich in Folge dessen nur einen Nachbar, und einen der mir besonders lieb war, aber ich musste schliesslich merken, dass die Tür, an der ich sass, ein schlimmer Nachbar war. Sie hatte unten eine klaffende Ritze, durch die mir beständig die kalte Winterluft an die Füsse fuhr; und als wir endlich in Troyes aus unserm Gefängniss herausgelassen wurden, musste ich auf einmal merken, dass ich die Füsse kaum bewegen und nur mit den grössten Schmerzen auftreten konnte. Der Gang vom Bahnhof ins Quartier wurde mir furchtbar schwer, und am nächstfolgenden Morgen, dem ersten Marschtage, glaubte ich in der ersten Stunde, ich würde es nicht aushalten. Dann aber fing die Bewegung an den Füssen gut zu tun, und während des Marsches und immer bald nach Anfang hörte der Schmerz auf. Aber die Gelenke blieben lange empfindlich.
Wir landeten also in Troyes in der Champagne, am 15. December, noch ziemlich weit von den Kriegsschauplätzen entfernt, die damals um Paris und hinter Orleans waren. Unser Regiment hatte die
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_23.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)