Hoffnung, ins Feld zu rücken, hinausgeschoben wurde. Ich erreichte es, daß ich in Göttingen bleiben und mit allen meinen Freunden und Bekannten zugleich Soldat werden durfte.
Der 28. Juli war der Tag. Bei der Untersuchung ging es sehr einfach zu. Der Regimentsarzt sah mich an, fragte, wie alt sind Sie? Neunzehn Jahre. Wollen Sie mit? Ja. Wird genommen. Es ging eben anders zu als in Friedenszeiten, wo die meisten zusammensuchen was irgend dienen kann, von der Dienstpflicht loszukommen. Dann wurde ich noch an demselben Tage geschoren und eingekleidet.
Wir waren 250 Freiwillige, darunter wohl 25 aus meiner Verbindung; auch sonst zumeist Studenten, aber auch andere waren darunter, z. B. ein junger Duncker, der die Obersekunda verlassen hatte, um Soldat zu werden. Wir wurden als ein kleines Bataillon besonders ausgebildet, nicht mit den Ersatzreservisten zusammen. Das ging sehr rasch. Nachdem wir stehen, gehen und grüßen gelernt hatten, marschierten wir jeden Morgen auf die große Maschwiese hinaus und exerzierten bis gegen Mittag wo wir noch im Winter ahnungslos Schlittschuh gelaufen waren. Unsere Ausbildung leitete der Leutnant v. Landwüst, ein sehr tüchtiger junger Offizier, der durch sein ruhiges und bestimmtes, dabei freundliches Wesen rasch unsere Achtung gewann. Meine Abteilung war der besonderen Sorge eines Sergeanten anbefohlen, dessen Name mir entfallen ist; er verstand sein Metier nicht übel, ich vermute aber, daß der Leutnant ihm, ohne es uns merken zu lassen,
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_07.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)