und wir brauchten nicht zuzusehn, wir durften nicht nur, wir mussten und sollten mittun, mithandeln, wir waren ein Teil davon, die Seele jedes Einzelnen ein Teil der Seele des neuen, so alt es war, des auf einmal geoffenbarten Vaterlandes.
So war es als wir Soldaten wurden. Glaubt nicht, dass es bis zum Friedensschlusse so war. Das Ziel glänzte nie schöner, als da es auf der Höhe gezeigt wurde: dann kam ein mühseliges Klettern über Fels und Sumpf in Hitze und Kälte; und wohl dem der sein inneres Flämmchen hegte und nicht verglimmen ließ.
Am 15. kam der König durch Göttingen, auf dem Wege von Ems nach Berlin. Wir sahen ihn auf dem Bahnhof, er stieg aus und grüßte die Jubelnden, freundlich aber ernsthaft, wie ihm gar sehr zu Sinne war. In Brandenburg hat ihn dann Bismarck erwartet und auf dem Wege nach Berlin wurde die Mobilmachung des ganzen Heeres beschlossen.
Unser Regiment, das 7. Westfälische Nr. 56, rückte aus, es wurde ein Garnisonbataillon gebildet, zur Ausbildung der Mannschaften, die dem Regiment seine Verluste ersetzen sollten. In dieses Bataillon wollten wir eintreten. Meine Eltern wünschten, daß ich nach Bonn kommen und versuchen sollte, bei dem Königshusarenregiment, das in Bonn steht, anzukommen. Aber es war bekannt, daß die Kavallerieregimenter nur wenige Freiwillige nahmen und daß die Ausbildung dort länger dauerte, also auch die
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_06.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)