von einer Professur für richtig halte, versteht sich nach dem Gesagten von selbst. Ich habe dieser Ueberzeugung dadurch Ausdruck gegeben, dass ich für die Trennung der beiden Aemter zu Freiburg im Breisgau 1870 thätig war, als dieselben zeitweilig in meiner Hand vereinigt lagen, während mein Mitarbeiter, Herr Professor Dr. Wilmanns, jetzt Königl. Oberbibliothekar in Königsberg, die technische Bibliothekverwaltung in vorzüglicher Weise besorgte. – Verwaltungs-Commissionen sollten dem Bibliothekbeamten nur dann beigegeben werden, wenn die Anstalt eigenes Vermögen besitzt; denn es ist wünschenswerth, dass die Bibliothekare keine Geldgeschäfte zu besorgen haben. Wo aber die Verwaltung des Bibliothekfonds von anderen Behörden geführt wird, wie an den Universitäten, bei den Staats-, Provincial- und städtischen Bibliotheken, da pflegt eine Administrativ-Commission nur als verzögernde Zwischeninstanz zu wirken. Einigermassen anders liegen die Verhältnisse, wenn die Commission wissenschaftlicher Natur ist, d. h. die Auswahl der anzukaufenden Bücher besorgt. Ich bin zweifelhaft, ob die glückliche Führung der Commissions-Verhandlungen während meiner Bibliothekdirection zu Freiburg i. Br. mehr dem tactvollen und einsichtigen Auftreten des Commissions-Präsidenten oder dem Wohlwollen der einzelnen Mitglieder zu danken ist; ich kann indessen die Meinung nicht unterdrücken, dass zuweilen noch bessere Käufe hätten gemacht werden können, wenn die Bibliothekverwaltung theils ihren eigenen Absichten, theils den Wünschen von Fachprofessoren unmittelbar hätte Folge geben dürfen, ohne die Beschlüsse der Commission abzuwarten. Auch glaube ich, dass die Commission für einen trägen Bibliothekar ein sicherer Schild sein wird, hinter dem er den Mangel eigener Initiative bei Vermehrung der Büchersammlung decken kann.
Es erübrigt mir die angenehme Pflicht, für vielseitige Unterstützung bei Neueinrichtung unserer Bibliothek zu danken. Die Pläne des Herrn Oberbaurath Berckmüller haben sich in allen wesentlichen Puncten als vortrefflich bewährt; ausserdem hat dieser geniale Baumeister dem Unterzeichneten bei jeder Gelegenheit, in welcher technische Fragen zu lösen waren, mit Rath und That zur Seite gestanden. Ebenso haben wir dem Herrn Architekten A. Waag viele und fördersame Unterstützung, in Plänen und Ausführungen, zu verdanken. Für den Transport der Büchersammlung hat Herr Hofbauinspector Dyckerhoff einen durch den Erfolg bewährten Plan geliefert, nach welchem die Bücherkisten aus dem oberen Stockwerke des ehemaligen Bibliotheklocals mittels Zugmaschine direct auf die Transportwagen verbracht wurden. In der Verrechnung der verschiedenen Arbeiten ist die Verwaltung von Herrn Oberrechnungsrath Goll vielfach und freundlich gefördert worden. Meinen Mitarbeitern spreche ich für treue und ausdauernde Unterstützung herzlichen Dank aus; es waren der Bibliothekar Dr. A. Holder, die Assistenten R. Eschke, jetzt in Jena, G. Kappes, Dr. F. Teufel, die Volontaire R. Booz in Durlach, Dr. K. Molitor, z. Z. in Jena, J. v. Schmitz in Heidelberg.
Die vorgesetzte Behörde, und insbesondere Se. Excellenz der Herr Staatsminister
Wilhelm Brambach: Die Grossherzogliche Hof- und Landesbibliothek in Carlsruhe. Karlsruhe, 1875, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landesbibliothek_(Brambach_1875)_05.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2018)