ließ sie einen starken Schlaftrunk kommen, Abschied mit ihm zu
trinken: der König that einen großen Zug, sie aber trank nur ein
wenig. Da gerieth er bald in einen tiefen Schlaf und als sie
das sah, rief sie einen Bedienten und nahm ein schönes weißes
Linnentuch und schlug ihn da hinein, und die Bedienten mußten ihn
in einen Wagen vor die Thüre tragen, und fuhr sie ihn heim in
ihr Häuschen. Da legte sie ihn in ihr Bettchen, und er schlief
Tag und Nacht in einem fort, und als er aufwachte, sah er sich
um, und sagte „ach Gott, wo bin ich denn?“ rief seinen Bedienten,
aber es war keiner da. Endlich kam seine Frau vors Bett und
sagte „lieber Herr König, ihr habt mir befohlen ich sollte das
Liebste und Beste aus dem Schloß mitnehmen, nun hab ich nichts
Besseres und Lieberes als dich, da hab ich dich mitgenommen.“
Dem König stiegen die Thränen in die Augen, und er sagte „liebe
Frau, du sollst mein sein und ich dein,“ und nahm sie wieder mit
ins königliche Schloß und ließ sich aufs neue mit ihr vermählen;
und werden sie ja wohl noch auf den heutigen Tag leben.
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_059.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)