„He nu sode“ als „Je nun, so dann“ groß über der Thür des steirischen Bauernhofs geschrieben zu sehen! Es war gerade, als ob man über einem Rathhause die Inschrift „Na nu!“ angebracht hätte. Aus diesem „Je nun, so dann“ fließt die Lebensweisheit, die Maxime der Bäuerin und das Stück schließt bedeutsam mit dem gleichen Wörtchen. Das heißt, im Gebirge eine jener zierlich geschnitzten hölzernen Salatgabeln kaufen und auf dem flachen Lande dieselbe als Theaterdolch verwenden und ist ein hinreichendes Beispiel von dem Geist und Geblüt unserer Propheten.
Wenn wir in diesen Zeilen alle Bedeutung des Gegenstandes in einer poetisch allgemeinem und höhern Bezeichnung suchten, so wollen wir damit nicht den Charakter Gotthelf’s auch als Volksschriftsteller im engern und gewöhnlichen Sinne des Worts verkennen; denn er hat zu absichtlich und zu ausdrücklich in diesem Sinne gewirkt, als daß es irgend zu verkennen wäre. Aber er war nur darum ein guter Volksschriftsteller, weil er ein guter, von innen heraus produktiver Dichter war.
Gottfried Keller: [Über] Jeremias Gotthelf. Wilhelm Hertz, Berlin 1893, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keller_Gotthelf_164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)