Witzen ist nichts gemacht. Wenn solche in dem wirklichen Kriege der Parteien manchmal Dienste leisten, da es allerlei Sorten Leute gibt, denen man auf ihre Weise dienen muß, so ist es am Ende nicht zu verübeln; und wenn Jeremias Gotthelf, der Pfarrer und Bürger, in seinem Dorfe damit ausreicht, so fahre er tapfer fort, es gibt was zu lachen nach der Wahl u. s. w. Nur in einem Buche, welches er ein paar hundert Meilen weit weg drucken läßt, und in welchem seine Freunde Erholung und Freude zu finden hofften, sind sie nicht am Platze. Es herrscht eine solche Unfruchtbarkeit und Öde auf dem Acker deutscher Gestaltungskraft, daß man nur ungern eine so schöne ursprüngliche Fähigkeit abscheiden sieht.
(1855)
Die „Erlebnisse eines Schuldenbauers“ zeigen die alten Tugenden und alten Fehler des unerschöpflichen Bitzius im alten vollen Maße. Er bleibt sich immer gleich, und wenn man sein neuestes Werk liest, so hat man nicht mehr noch weniger als bei dem frühesten seiner Bücher. Es ist aber ein mächtiger Beweis von der Echtheit und Dauerbarkeit der Gotthelf’schen Muse, daß trotz aller Wiederholung, aller Einseitigkeit und Eintönigkeit man seine Werke, seien sie noch so breit und geschwätzig, immer mit der alten Lust
- ↑ Blätter für literarische Unterhaltung 1855, Nr. 9. („Erlebnisse eines Schuldenbauers“ 1854.)
Gottfried Keller: [Über] Jeremias Gotthelf. Wilhelm Hertz, Berlin 1893, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keller_Gotthelf_150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)