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Seite:Keller Gotthelf 134.jpg

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Schützenfahne, welche zur Zeit jenes wilden Kampfs unter dem Trotz und Hohn der Sonderbündler, Baseler und Neuenburger Stabilisten, unter den Drohungen und Noten der großen Mächte den nach bessern Zuständen sich sehnenden Schweizern ein Symbol war, das sie mit lärmendem, aber wahrem und liebevollem Enthusiasmus begrüßten, wo es sich zeigte, wurde von Fröhlich ein seidener Fetzen gescholten, von Lumpen getragen oder dergleichen. Nun, der Fetzen hat seitdem für einmal gesiegt, und der schmollende Poet hat ihn am großen Schießen von 1849 selbst höflich in Reimen begrüßt; und ein Extrakt jener liederlichen Toastirer sitzt dermalen noch in Bern, angenehm beschäftigt dem urwüchsigen Konkretismus der Kantone die Haare zu strählen, die vornehmen Noten von draußen anständig abzunehmen und den Boten den nicht wohl angehenden Inhalt der besagten Zettel auf die höflichste Weise zu erläutern, andererseits die muntere Heerde der praktischen Völkersolidaritätler aller Zonen zu hüten, welche die ebenso einsichtsvolle als männliche Forderung stellen, daß zwei Millionen Schweizer garantiren und ausfechten sollen, was vierzig Millionen Deutsche, vierzig ditto Franzosen u. s. f. nicht die Lust, den Charakter oder die Einsicht hatten, aufrechtzuerhalten und zu entwickeln. Es ist überhaupt ein seltsames Ding um diese Anforderungen von allen Seiten und kommt daher, daß man immer anderswo kratzt, als wo es juckt, um die eigenen Sünden zu verbergen. Sogar das Frankfurter Parlament, soeben aus der Begeisterung von vierzig Millionen hervorgegangen, (diese hinter sich mit der Macht über die Reichsarmee) behauptete, daß der Heckerputsch von der Schweiz ausgegangen sei und wollte deßwegen heftig an derselbigen

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Keller: [Über] Jeremias Gotthelf. Wilhelm Hertz, Berlin 1893, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keller_Gotthelf_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)