mit einem Griffe beim Schopfe zu fassen und siegreich in eine Pfütze zu werfen. Erstlich ist seine Rede so wunderlich durch: wohl, aber, daneben, jedoch, durch unendliche Referate im Konjunctiv Imperfecti gewürzt und verwickelt, daß man oft ein altes Bettelweib einer neugierigen Bäuerin glaubt Bericht erstatten zu hören. Sodann läßt er sich alle Augenblicke zu einer süßen Kapuzinerpredigt, zu einer Anspielung mit dem Holzschlägel, zu einem feinen Winke mit dem Scheunenthor verleiten, welcher weit hinter die Grenze der behandelten Geschichte gerichtet ist. In „Die Käserei in der Vehfreude“, welche nur von Bernern ganz deutlich gelesen werden kann und wo es sich nur um Käs und Liebe handelt, wird wenigstens ein halbes Dutzend mal auf das Frankfurter Parlament gestichelt. Hat man gelernt, nicht wie eine alte Waschfrau, sondern wie ein besonnener Mann zu sprechen und bei der Sache zu bleiben, so ist es endlich noch von erheblicher Wichtigkeit, daß man auch diejenigen Einfälle und Gedanken, welche zu dieser Sache gehören mögen, einer reiflichen Prüfung und Sichtung unterwerfe, zumal wenn man kein Sterne, Hippel oder Jean Paul ist, welches man durchaus nicht sein darf, wenn man für das Volk schreibt, für das „Volk“ nämlich mit Gänsefüßchen eingefaßt. Denn obgleich wir jene Herren gehörig verehren, besonders den letzten, so wird uns doch mit jedem Tag leichter um’s Herz, wo ihre Art und Weise zum mindern Bedürfniß wird. Es war eine unglückselige und trübe Zeit, wo man bei ihr Trost holen mußte; und verhüten die Götter, daß sie nach der Olmützer Punktation und den Dresdener Konferenzen noch einmal aufblühe.
Was die Einfälle betrifft, so ist es eine eigene Sache
Gottfried Keller: [Über] Jeremias Gotthelf. Wilhelm Hertz, Berlin 1893, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keller_Gotthelf_123.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)