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Seite:Keller Gotthelf 110.jpg

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über Lehrer, Professoren, Seminardirektoren u. s. w. Besonders führt er immerfort das Wort Professor auf verächtliche Weise in der Feder. Wenn es nach ihm ginge, so würden heute noch sämmtliche Professoren und Doktoren aller Fakultäten, ausgenommen der theologischen, beseitigt; sie sind ihm ein Dorn im Auge und das mit Recht; denn wenn diese abscheulichen Bücherwürmer nicht wären, so gäbe es auch keine Volkslehrer mit ihren verhaßten Naturgeschichten, Landkarten, populären Physikbüchern, astronomischen Leitfaden u. dgl. m. Man sieht, der gute Jeremias hält sich an die Quelle; er ist hierin kein gewöhnlicher Aristokrat.

Wenn Gotthelf in Sachen der Kultur überall Opposition gegen die Zeit macht, so wird er in politischen Dingen häufig geradezu zum Wühler. Er gehört der konservativen Partei des Kantons Bern an, welche schon seit mehreren Jahren gründlich in Ruhestand versetzt ist. Daher wimmeln seine Schriften von Invektiven gegen die jetzigen Regenten und alles, was von ihnen ausgeht. Alles Unheil, alles Schlechte, alles Ärgste vindicirt er ihnen. Wenn die Gerichtshöfe nach den neuern mildern Grundsätzen verfahren, und nicht mehr jeden Dieb hängen, der eines Strickes Werth gestohlen hat, so kommt es daher, daß die Regierenden selbst Diebe und Hallunken sind und alle Missethäter aus purer Sympathie verschonen, und – drückt Gotthelf sich ziemlich aufmunternd aus – es wird nicht besser werden, bis diese Erzhallunken selbst an den Galgen gebracht, resp. zum Teufel gejagt sind. Man rechnet es dem Aristophanes nicht hoch an, daß er in ähnlicher Weise die Leute durchhechelte, welche er nicht leiden konnte; die Athenienser selbst lachten ihm zu, krönten seine Stücke und – ließen

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Keller: [Über] Jeremias Gotthelf. Wilhelm Hertz, Berlin 1893, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keller_Gotthelf_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)