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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-360 Seite 357.jpg

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Von Krankheiten & Brüchen.

[AU 1]      Die Brüche unter dem männlichen Geschlächt, sollen im Kanton Appenzell
am meisten bemerckt werden, und zogen sich viele durch unvorsichtigkeit
und Erbschaft zu, ein geschickter arzt will die ursachen darin gefunden haben,
erstens in dem gewaltsammen Ringen, Schwingen u. Kämpfen; wodurch
die jungen Leute schon in der Jugend die anlage erhalten. Denn durch einen
liecht möglichen unvorsichtigen Stoß in die Weichen, kann ein bruch entstehen.
Auch das starcke Wettlaufen u. vorzüglich das Steinstoßen, ist auch eine
Ursach darzu. Nicht weniger auch das über nattürliche Lasttragen, u.
aufnehmen der heu burden und das rasche aufspringen mit denselben,
und schnelles darvon laufen, sind die haupt ursache der brüche und
sind in den kleinen Kantonen fast allgemein, das habe sich in dem Schweiz-
er Krieg Ao. 1712 nach der Schlacht bey Vilmergen, da die Todten auf
der Wahlstat außgezogen worden, gezeiget, das eine unglaubliche
Menge derselben gebrochen gefunden worden.
      Die unmäßigkeit erzeugen viele Krankheiten, zum beyspiel die Truncken-
heit, macht die Waßer und Dörrsucht oder außzehrung, diese wurden allgemeine Krankheiten.
Die Waßersucht äußert sich durch aufbaumung und geschwulst des Leibs u. Glider,
und die Dörrsucht, die zulest über den ganzen Menschen außgebreitete Schwäche
und außtrocknung, das der Mensch gleichsam zusammen sinckt und zu einem blosen
Gerippe wird. Auch das heimweh der Schweizer wird als eine Kranckheit beschr.
[Ao.1500]      Die Schweizer die so Heldenmüthig in Jtalien gefochten und gesiegt
wurden in Neapel von der wollust besiegt. Das sie entehrt, kraflos,
zu wandelnden Leichen wurden, dreytaußend Eydgnosen die alß besazung
in Neapel waren, fielen alle in die schimpfliche Krankheit der venerischen Seuche,
die meisten starben daran, die wenig zuruk gekommenen brachten diese
Kranckheit als ein neuer Erwerb frömbder Krigs dienste, in ihr Vatterlande
zuruck, und steckten andere gesunde Menschen an, die abscheüliche Krankheit
nante man die Franzosen, weil sie ein Erbstük auß Französischen Kriegen
war, die nicht mehr konte vertreiben, sondern immer nach angesteckte
persohnen gibt bis auf gegenwertige Zeit, eine Kranckheit die sehr Erblich im
finstern schleicht.
[Fortsetzung von Seite 356 ab Zeile 34.] die Doctoren sagen das mehr als 1200 Kranckheiten aller art des menschen
Leben und gesundheit bedrohen. Und das der menschliche Körper auß mehr als
200 Knochen, und eben so vielen Spannadern; aus mehr dann 250 mußkeln,
auß 39 Paar nerven, über 220 Blut- und Schlagadern, die sich in zahlloßen
zerästelungen, die nerven vom Gehirn und Rückenmark und die adern vom
herz auß, allenthalben hin vertheilen; auß vieln Eingeweiden und auß etwa
50 grosen und unzähligen kleinen Drüßen, vorvon nur das Gekröße allein
150 hat, besteht. D.Ö.


  1. hier Seiten 84 von Pocken.