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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-344 Seite 341.jpg

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Ursprung der Producten auß andern Länder & Welttheil.

[AU 1] Die meisten Produkte kommen auß andern Länder her oder Welttheilen.
Das Vatterland des Roggens und Waitzens hält man Siberien,
(im nördlichen Asien) und die kleine Tartarey, wo sie nach jetzt von selbsten
wild wachsen. Die Europaischen Völker stammten meistens auch daher.
      Gersten und haber sind auch außländisch sonsten würden wir sie nicht
Bauen oder Pflanzen müßen.
Der Reiß komme auß Afrika, nach Jtalie u. ist eine äthiopische Frucht.
Der Buchwaizen ist ein Asiathisches gewächs, und durch die Kreuzzüge
zuerst nach Jtalien kommen und von da nach Deutschland. Und einen ähn-
lichen ursprung haben unsere meisten garten gewächse und Küchekreüter,
blumen und Baumfrüchte, die Pflumen kammen auß Syrien, die
Kirschen von den Asiatischen Küsten. Der Kreße stammt auß Creta.
Der Weinstok auß den gegenden Aßyriens nach Jtalien kommen, in
Jndien gibt der Weinstok ohne Wartung seine Trauben, von daher ist er
auch weiters gepflanzt worden. Auch die goldenen Aeher des getreids
brauchen kein gepflügtes Feld dort. Die äher wurden roh geeßen anfangs.
[1614] Die Rüben kommen auß Amerika, der Knoblauch ist ein morgenländisches
Produckt, der Schnittlauch auß Sibery, (aber in Appenzeller Alpen findt
man auch Schnittlauch) der Rättig auß China, die Acker- oder Saubohnen
kommen vom Kapischen Meer, der hanf auß Ostindien, die Kürbis auß Astrakan.
      Die besten apfel und Birnen stammen auß Egypten und Grichenland
[1586] her, Franz Dracke [Francis Drake] auß Engelland habe die Kartoflen auß Amerika gebracht, und
[1623] die Erdapfel oder Kartofflen, sind auß Amerika, eine Menge Wurtzlen sind
[AU 2] davon nach Jrrland kommen, und weiters durch Europa außgebreitet *)
worden, sie kammen auß Braßilien von Süd Amerika, Ao. 1623 durch
den Engelländer Walter Kaleigh nach Europa kommen, eben dieser Walter,
[1610] brachte auch die Kunst zurauchen nach Engelland, die er von Amerikanischen
[AU 3] Wilden gelehrnet hat. Es wurde aber in Engelland, Deutschland und
der Schweiz, verabscheuet, diese Rauchwolke war der höllendampf
genant. Endlich kam man auf die Mittelstraße zurück und verab-
scheut nur das übermaas & den mißbrauch deßelben.
Die obrigkeiten machten scharfe Mandat wieder das Tobak rauchen
und wurde unter den Siebenden gebot zugerechnet, Ehbruch, hurey,
Vollerrey, Tauf- u. Leichen schmäuße, Tobak, hochmuth u. Tanz.
Und grose geld bußen darauf gesezt 50 lb. geld, in Bern u. Zürich.
[Ao. 1653] Kam das Tobak rauchen auch im Appenzellerland in gang, die
Raucher wurden vor Rath cittiert und gestraft u. ernstlich verbotten. [B.C. 324]
[*) in 1740r] Jahren sind erst hier Erd Apfel gepflanzt u. dem Vieh gefuttert worden.


  1. die Pflanzen werden in 5 Klaßen eingetheilt namlich Moose, Schwämme, Kraüter, Studen, u. Bäume. Der Zuker ist ein außgepreßter u. eingekochter Saft auß Brasilien u. Ostindien kommen, auch auß dem Ahorn u. auß den Rüben kan man Zuker bereiten. Zimmt ist die Rinde eines Lorbeerbaums auß der Jnsel Ceylon. Der Salat ist ein Lappländisches gewächs. Der Kirschbaum auß Cerasum daher der Namen.
  2. 1659 in Deutschland kommen und 1697 ins Glarner land zu erst.
  3. Die Toback pflanze haben die Spanier 1520 in Amerika gefunden & 1556 § nach Europa kommen und 1600 eingeführt worden in Deutschland. Hier 1650 § in der Jnsel Tobago daher den Namen Tobag bekommen.