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Sontägliche Hochzeiten und anzahl der Gästen.
[1725] Sind die Hochzeiten so dies dahin an Sontagen CopUliert worden,
auf den Diensttag verlegt worden, zu beßerer heilligung des Sabaths
und dero anzahl hochzeit Gästen auf 60 Personen erlaubt worden.
[1737] hat die gemeind Herisau den Leutenamt Hr. Cunrad u. Hs. Jacob
die Scheußen abgeordnet vor EELandsgemeind zustehen, das ein
Ehrlicher Landmann so viel hochzeit Gäst Laden mögen als er bekomme,
welches Ermehret worden, obschon es die obrigkeit vor Landschädlich
und bedencklich angesehen.
Es gab große und schöne hochzeit Reit, wann Bräut auß anderen
Gemeinden oder Frömbden orten mußten agbeholltet werden, und wann
sie über Fömdes Terjtorium Reiten mußten, wurde die Landfarb
zum vorreiten gebraucht, als obrigkeitlichen Schuz u. Sicherheit.
Nachdeme aber neue Straßen gemachet worden, und nicht nur die
Reichen - sonder auch gemeine Leut, in Gutschen fortfahren und sich an
Frmbden orten vielle CopUlieren laßen, wurde die Landfarb
nicht mehr vor nöthig angesehen zugebrauchen.
Die Bräute wurden mit vielem Schießen bewillkommet, und
mit musik in empfang genommen, in der neuen Gemeind. Auch
aber auß ihren alten Gemeinden nicht ohne vielles Aufhalten
der Braut - und Brautfuder entlaßen, das oft viel gekostet.
Das Abdancken von Hr. Pfarrer hörte auch auf, weil die
hochzeit Leut meistens erst nachts widerum CopUlierten zuruck
kammen, und nicht selten Liebhaber gab sich mit Tantzen zuergötzen.
Von der Trunkenheit (der Brandten Waßer u. schon untern 178)
[1760] War außerordentlich viel obs [Obst] gewachsen, und so wohlfeil worden das
die Ledy nur bis xr golten, und an einigen orten im Thurgau
konntens umsonst haben, weil alles mohr und geschwind teig worden,
man fangte an most mühlinen machen, und wurden viele Fäßer
angeschafft, das von dieser Zeit an je länger je mehr gemostet und
getruncken wurde, an stat daß bis dahin das meiste obst gedört
worden, so sind etlich Wirth die alle Jahr 200 bis 300 Eymer mosten,
und nach viel Weinlegen und auß wirthen, wie auch gebrandte Waßer,
und darzu hilft nicht nur die wohlfeilen Zeiten, sondern der gute
Verdienst gewinn und Gewerb, weil viel Leut wann sie viel gewinnen
wieder viel verthun, und damit man arbeitsleut bekomme muß man
ihnen genug zutrincken geben, und das milch Eßen wie in vorigen
Zeiten weil ihnen nicht mehr gut schmecken, auch am morgen mus Caffee seyn.
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-291_Seite_288.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2024)