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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-273 Seite 270.jpg

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Von Fabriqen und allergattung Waaren Fabricieren.

Nach deme bey hundert Jahr lang der Leinwand Gewerb in unserm
Land ein glücklicher und gesegneter Beruf geweßen, jedoch viele arbeit
erfoderet und mühsam geweßen auf allen garn Märkten garn zu-
kaufen, und hernach neue und besere Manufacturen entstanden.*)
1tes namlich Seidenflor, das in vielen Stuben dergleichen gewoben worden
bis in die 1760r Jahre, der artickel wider abgangen u. wie aufgehört.
Es hate hier viele dergleichen Seiden Webstühl, die eine halbe stuben anfülte,
und auf St. Gallen webten, denen Seiden herrn u. Seiden Meister genant,
dergleichen eß auch hier hate, Adam Rüsch u. sein Sohn Gabriel Rüsch Landschr.
Fabricierten nach dergleichen gelbe Seiden bis in die 1780r Jahr, die Moden
auf gehört gäntzlich. Stuchen Tuch, und Farb Waar oder zum Färben wurden viel kauft.
2tes Wurde auch bildeten Tischzeug und Kölsch, Fabriciert, mit schönen gewürfelten
Mödel, eine sehr gute starke und dauerhafte Waar gewesen und gangbar.
3te Articul, allergatung gefarbete gestrichleten Schoßen - u. Rok zeug, beth Kölsch.
4te do. allergatung Schnupftücher, oder Fotzen Nägly genant, (weil unterdünen
daran gewoben worden, das Fraßen oder Fotzen daran geben mit rothen;)
Hernach aber wurden viele schnupftücher mit roth Türckischem garn, wie auch
blau gefärbtem garn gemachet, bis die Truck Fabricen entstanden, in Herisau.
[ca. 1740 J. bis 1800] wurden sehr viele schnupftücher getruckt von allen Farben, insonderheit blaue
kaltfärbige, in 1750r- & 1760r- Jahren waren diese Fabricken in starckem
Aufgang, Johanes Rüsch u. Jacob Künzler wolten hier auch anfangen, aber
wieder also bald nach geben u. aufgehört. Solche Schnupftücher wurden von
anfang auf halb Bauelstuk gedruckt, (das weil sagen halb Leinigs ware der
Cetul oder werpfen, und der Wefel bauel garn). Bis in 1750r- Jahren
angefangen worden die stp. von ganz bauel zu machen, u. deßwegen auch
bauelstp. genant wurden, und sehr viele Fabriciert worden, insonderheit
hinter der Sitern, in Herisau, Schwelbrun und Waldstatt.
     Es wurde auch viel Leinige glate oder Lautertuch genant, gemacht
hier, in Herisau und auf Gaiß, aber die Feinsten, u. haten so starken
abgang das die Ellen bis auf 2 ƒ. 1. 30 x bezalt worden Ao. 176 nach
der Schlacht bey Franckfurth an wurde alles so theur aufgekauft
und die große Anzahl Plesierten darmit verbunden. Darzu auch
[AU 1][in 1750r-] Jahren allergatung Leinige geblumte Waar, Chorhembder, getreifte u.
wie auch allergatung Mosselina und gestickte Waaren, angefangen
worden Fabricieren & wurden die Weber so werth, das die Leinwat
*) Weber aufhörten, und ob gedachte Waaren alles Weben lehrnte, das
der Leinwand gewerb mußte aufhören, weil der Weberlohn um die
helfte beßer und gröser war bey den neuen articklen.
Jacob Graf, in der Schwendy, war der leste hier so doppel dicke Tuch
gemacht, und der Schläpfer in Steinegg düne Tuch bis in 1790r Jahr.


  1. Es wurde die helfte anfangs an den Mugga gewonnen.