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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-261 Seite 258.jpg

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Anfang des Leinwand Gewerbs & Handlung.

[Ao. 1578] Jst ein garn Markt auch in Appenzell eingerichtet worden, und wegen starkem
Fürkauf in Werkh u. Garn mußten verordnungen gemachet werden, deswegen
[1579] Ein Vertrag mit der Stadt St. Gallen errichtet worden durch vermitlung
Abts Joachim, wie solcher in Walser Chronik im anhang Foljo 25 zulesen ist.
Das beweiset das der Leinwand Gewerb schon stark getreiben worden in
Stadt und Land. Die Leinen Weber waren das älteste handwerk in Stadt u. Land.
     Jn auß Rooden soll der erste Leinwatmacher Georg Schläpfer, im Wald
geweßen seyn. Jm Speicher Haubtm Hans Rechsteiner, auf dem Rüscher.
     Und die erste Leinwand Handlung habe Hr. Conrad Zellweger, eingericht
in Trogen, hernach Statthal.r. Er ward von Jugend auf der Kaufmannschaft gewidmet
u. hielte sich zu dießem Ende viele Jahre Lang in Lyon auf, bey der grosen
Verfolgung der hugenotten konnte er selbst kaum entfliehen. Er Starb im
90.-zigsten Jahr seines alters Ao. 17 , seine Söhn und groß Söhne führten
die Handlung fort und waren in Lyon Etabliert u. erwarben grosen
Reichthum, eß waren wenig grösere handlungs Häuser in der Schweiz.
     Der Leinwand Gewerb und handlung brachte viel geld in Stadt u. Land,
wo sonst ehdeßen alles Tausch waiß gehandlet werden müßen, und Ligende
güter wurden mit Schuld briefen oder Zedlen bezalt, so auch Fährnußen
mit andern Fährnußen.
[AU 1]     Es hate auch Factoren im Land die von außwertiger handels Häuser viel
Leinwand Tücher kauften in Trogen Hbt. Hs Jörg Schläpfer & andere mehr. Friederich Schärer
     Von der grosen handlung der Hr. Schläpfer auf Genua ist hier 158 Folj.
zuleßen, das waren über 50 Jahr lang die stärcksten Handels Häußer im Land.
in Trogen und Speicher.

     Der gewesene Pfarrer im Speicher Bartholome Anhorn, macht
     in seiner geschreibenen Appenzeller Chronik vom ursprung
     anfang des Leinwand gewerbs eine nattürl. grundl. erzehlung also.
Die Weiber im ganzen Land haten ihr Gewerb mit der Leinigen Garn *)
gespunst zur Leinwand, welche sie eine lange zeit denen Weiber zu St. Gallen
verkauft und nit wenig daraus gelößt habend, dan mache so Subtilles
garn gesponen das im Jahr 1623 ein Pfund von 40 lot von ƒ. 6 bis ƒ. 10 golten
deßgleichen habend auch etlich Landleut nach bey der Stadt mit Weben nicht
wenig verdienet. Hernach aber hat auch der Leinwand Gewerb da die Landleut
selbst Tücher gemacht und wie die burger lasen verkaufen in diesem Land V.R.
[1571] angefangen durch folgenden anlaß. Es war in diesem Jahr im Jener eine grose
Kälte, und darnach eine grausame Theurung aller Früchten hin u. wieder und
sonderlich zu außgang dieses Jahrs u. anfangs des 1572r Jahrs im Jener fiel
so viel Schnees deßgleichen kein Mann nicht dencken möchte, darauf eine grausamme
  Kälte


  1. *) Die alten Häuser hatten alle Löcher nur in Beken ,Bänken, ein stecken darin gesteckt waren ihre Kunklen[UE 1] , hernach entstanden getrayte Kunklen mit Fußgestell.




Anmerkung

  1. Spinnrocken