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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-259 Seite 256.jpg

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Vom Reichthum in alten- und neuen Zeiten vergleichen.

     Vor drey und vierhundert Jahren waren die Reichsten Leut ƒ. 500- 600 bis
ƒ. 800, wer Tausend Gulden hate war so reich alß heut zu Tag ƒ. 20’000.
[Ao. 1489] Burgermeister Waldmann in Zürich, hate ƒ. 24000 das war damals
eine unerhörte Summa, dieser Reichthum machte im grose nider, das er so
unglücklich worden, und sein Leben verlieren mußte. siehe Appenzell. Schazig.
[1492] Wurde durch den Genueßer Christoph Columbus, Amerika entdeckt,
und sitdeme sollen 15000 Millionen Piastern, jeder zu ƒ. 2½ an gold
& Silber nach Europa gekommen seyn, was haben die Schäze der neuen
Welt auf die alte gewürckt? Jst Europa dardurch reicher geworden?
Keines wegs. - Der eingebildete Werth des Geldes sank blos auf eine
höchst auf fallende weiße, und alle Lebens bedürfnise steigen verhält-
nißmäßig im Preiße. Vor der entdeckung von Amerika reichte der
Taglöhner mit 2 xr Taglohn eben so weit, als jetzt mit einem gulden,
weil das malter getreide 40 xr und ein Klafter holz 30 xr galt.
Wer vor Columbus zeiten ƒ. 20’000 besas, war eben so rich als jetzt
ein Millionär. Vor der Entdeckung Amerika kannte Europa eine
Menge jetziger eingebildeter Bedürfniße nicht, und viele Krankheiten
waren unßerem Erdtheil unbekant, die heut zu Tage taußende von
Europa wegraffen, oder zu Siechlingen machen. siehe hier 84 & 229.
     Was macht unß zu Sklaven vom außland? Unßere viele fremde[AU 1]
bedürfniße; der ist ein Patriot, der solche fremde Waaren so wenig wie
möglich bedarf; sie nicht gebraucht, u. die gute einheimische Jndustrie vor-
ziehet. Ja was hilft uns aller handelsgeist, wenn wir dafür Luxus
und Verderben in unßere junge Geschlächter jagen; unßere Kinder
zu Pupen u. moden naren erziehen.
     Pfr. Trümphy bemerkt in seiner Glarner Kronick ganz passend.
Wenn aller verdienst, gewinst u. alles Geld, welches durch so viele
quellen einem Lande zufließt, durch fast nach mehre Bedürfniße
wieder weg fließt, u. oft nur aufgeopfert wird, Üppigkeit, Pracht,
und übermuth zu unterhalten, so möchte man fast einem Volke mehr
armuth an verdienst und Geld, und dafür den beßern Reichthum
der Tugend wünschen. Man darf unßere Lands-Konsumption
von äußern nothwendigkeiten und überfluß, welcher in den Glück-
lichsten verdienst Zeiten darauf gegangen,kaum gedencken.“
Also war eß in der lesten helfte des achtzehenden Jahr hundert,
auch in Stadt und Land.

  1. B.C. 350.