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Raislaufen wurde von Eydgnoßen verbothen &ca.
Reißlaufen wurde geheißen, wenn sich unterthanen wieder das das Verboth ihrer
obrigkeit von Jemanden zu einem Zuge anwerben ließen, und einen Fremden
Krieg mit machen halfen, oder Compagnien anwarben ohne erlaubnis.
Die Burgunder Sige u. Schwaben Krieg hatten die Eydgnoßen in grosen ruhm
gebracht, das Kayser, König, der Pabst, Herzog von Mayland u. Venedig um
ihre Freundschaft u. Söldner warben, auch durch gedungene Werber ließen sie die
die nach Raub u. Sold lustige Mannschaft verführen. Umsonst sezten sich die
Eydgnoßen durch Strafgebothe, die sie in den Jahren 1504, 1506, 1508, ergehen
ließen, gegen dieses Laufen, das Kriegen war einmal das Lieblings geschäft
der Eydgnoßen geworden, über dem der handwercks Mann seine Werkstette,
und der Baur sein Feld vergaß. Die Regierungen in Kantonen gaben selbst diesen
Wilden zügen beyfall, u. erlaubtem dem Volke, bald dem Herzoge, bald dem Pabst,
bald dem König in Frankreich, ihre ansprüche in Jtalien außfechten zuhelfen.
Dreymal zogen sie für den König in Frankreich in das Mayländische u. hielten sich
allemal, besonders in der Schlacht vor Genua auf einem berge vortrefflich u.
in welchen Kriegen sie allemal reiche Beute machten, u. einen guten Sold erhielten,
denn jedem der die 3 züge ins Mayländische u. den nach Dyjon mit gemachet
hatten, waren von Frankreich 12 Kronen verheißen, welche die Stadt u. Abthey st. gl.
mit den Appenzellern erst Ao. 1518 u. 1519 erhielten.
Die niederlage, welche die Schweizer Ao. 1515 d 14. herbstmonat, eine Meile von
Mayland bey Marignan erlitten, machten ihrem Raislaufen, u. den Zügen in
das Mayländische ein Ende, und beförderte das bündnis welches Frankreich im J.
[1521] mit ihnen schlos. Die gemeldte niderlage war der erste beträchtliche Verlust
den die Eydgnoßen im Kriege erlitten hatten, man sezte solche auf 5000 Mann
an, fast kein Dörflein war welches nicht einige Leute vermißte, das Landvolk
wurde so bestürzt das eß bald in Wuth außbrach, theils gegen ihre hauptleut,
anders theils gegen die herrn so den Krieg begünstiget hatten. arx p. 465
siehe auch hier pag. 176, wie der Reformator Zwingly wieder das Reislaufen geifert.
[1620r - ] Jahren, hat unßer Hr. Landamann Conrad Zellweger, in der Jnstructi-
on gehabt, zu antworthen, das zu unterschiedlichen mahlen durch
offne Edict allen u. Jeden unßerm Landleuten alles Raißlaufen
bey Straf Leib Ehr und guth, auch verlierung des Landrechtens ver-
botten, aber im Landflüchtiger Schnider Conrad Scheuß, ab Gaiß,
hab sich zu Altstetten im Rheinthal ein Fahnen zumachen unter-
standen u. sich selbst zum haubtmann auf geworfen, u. ist ohne unser
gunst wüßen u. Willen geschehen, dann wo wir solchem Schneider im
Land betreten könen, wir ihne zu gefängl. verhaft ziehen u. abstrafen
werden nach seinem verschulden.
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-194_Seite_191.jpg&oldid=- (Version vom 6.12.2024)