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Obrigkeitliche Verordnungen wegen kostbaren Speißen.
Willen im Appenzellerland bis in das 18te Jahrhundert, korn, haber, gersten,
Roogen, Fäßen, Bohnen, fast alle Bauren selbst gepflanzet haben, so mußten
nach wenig Früchte vom auß Land erkauft werden, ein kleiner korn markt
war nebst der Schiffarth in Steinach, wurde aber von dort auf Rorschach zog.
[1497] d. 13. Hornung wurde der erste Korn- und wochenmarkt in roschach ge-
halten, und vom Kayser das Privilegin ertheilt nebst der zoll gerechtig-
keit bestimt.
[1533] hat ein meister von Memingen die Appenzeller gelehrt das schöne weise
Bütelmehl machen, welches weit u. breit verrühmt worden das kein
schöner weiß Mehl u. brod zufinden ist. (Roogen Brod war am nahrhaftesten.
Unßere VorEltern hatten weniger und geringe bedürfniße, sie waren
genügsamer, und in ihrer Lebens weiße ungleich einfacher, sie wußten nach
wenig von fremden Speißen und getränck, also bald nach der Landtheilung
[1612] ließ die obrigkeit in außrooden alle Kost Spilligen sachen und neue
Speißen verbiethen, z.b. unter den Leckerhaften Speißen war damals
der Biberzelten gerechnet, derselbe wurde im Land Mandat damit zu
Grempeln oder zu speilen verbothen, u. denen ungehorsamen dörfte der
Biberzelten in Wirthshäußer preis gemachet werden.
Deßgleichen wurden auch die großen Küchelten verbothen, (dann honig
und Küchly wurden vor die beßten und delikattischen speißen gehalten,
u. wurden sonderbar an heill. Abend u. heill. Tagen genoßen, wo man
in meisten häußer doch selbst Jmmen hatte, also ein Land Produckt.)
[1677] wurde das Brod tragen um die häußer verbotten, weil man das brod
von Beken vor all zu kostbar gehabt, u. hingegen selbst gebakenes brod
vor wohlfeiller u. nutzlicher nahrhafter u. weit langender gehalten.
Deßwegen aller brod grempel verbotten u. Müller u. Beken gesez und gute
ordnung vorgeschreiben worden, in allen Häußern fast wurde gebacken.
Auch wenig fremde Bäder wurden besucht sondern das Baden in den
Häußern war nach in allen Ständen üblich, eß habe nach in allen dörfern
Bäder gehabt.
Wie die Wirth eingeschränckt worden ist pag 177/178 zuleßen.
Der Mensch bedarf zu seinem Leben Waßer Feuer, Eißen, Salz Mehl, honig,
Milch, Wein, öll, und Kleidung, buch Sirach 40. C. 31. v.
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-098_Seite_97.jpg&oldid=- (Version vom 27.11.2024)