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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-094 Seite 93.jpg

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Von alten Ritter Spiel und Hausrecht u. Geseze deßwegen.

Zu Ritter geschlagen wurden die Jenigen so sich durch eine Tapfere heldenthat ausge-
zeichnet haten, oder durch andere verdienst sich dießen Ehren Titul erworben.
Wie Heinrich von Ramstein sich bey dem heilligen Grab ritterliche Würde erwarb.
[1428] und die Ehre der Teutschen Ritterschaft gerettet.
      Vorhero kam Don Juan de Merlo, nach Baßel, trat auf und sprach: (M. G. 3. thl. 267
von Spanyen ist mein Edler Stamm. Hundert Länder hab ich gesehen & Tausend Städte.
aber den mann nicht, welcher vermißen hätte einen Kampf zubestehen gegen Don
Juan d. Merlo.“ Dießes hohns verdroß den Edlen Heinrich von Ramstein;
er warf den handschuh dar; sie wurden eins, wider ein ander zuthun, jeder einen Lanzenstich
[stihrch?] drey mordaxschläge, und vierzig Schwertstreiche. Eß gab so eine volksmenge von
zuschauer die nach Baßel kammen, das die obrigkeit für die erhaltung der Stadt und
freyheit sorge trug. Der grose Kampf geschah mit Lanze, Mordax und Schwert, so kühn,
so gelehrt, mit solcher anstrengung Jugendlicher Kraft und erworbner Kunst, so das
keiner dem andern viel abgewinnen mochte, beyde aber von Jedermann bewundert
wurden. Eine ähnliche art aufforderung geschah auch an der almen stuberten.
Von dem großen Regler genant, von Teufen, dieser grose starke Mann seye auf
die Almenweg stuberten mit gutem Eßen und Trincken vor bereittet worden, und
wurde von Teufer, an einer Bondtketen an diese Stuberten gebracht, das Volk
habe sich in 2 Reihen gestelt, dieser grose Regler wurde durch die mite an der
Keten auf- und abgeführt, und hate außbothen in allen theilen wer lust habe sich
mit ihme in einen Kampf einzulaßen, dieser grose Troz konte Hans Rechsteiner, auf
dem Rüscher, nicht ertragen, stand auch in die mite des Reyhens, und wehlten
den faustkampf mit einander zu thun, und gaben streich um streich einander, u.
so starke ohrfeigen (nach der erzehlung alter Leuten) das der grose Regler also bald
in unmacht gesunken seye, auch von dieserer an solle er keine gesunde stund
mehr gehabt haben, und in wenig Wochen darauf gestorben seyn.
Dieses mag also auch eine ursach gewesen seyn das die Stuberten verbothen
worden, sonst waren solche sachen nach damaligen gebräuchen erlaubt, und
das faustrecht war nicht nur im Appenzellerland üblich, sondern auch in
[AU 1] Deutschland unter Kayser Maximillian, der Stärkste war meister, und das konnte
domahlen den Streit entscheiden, das waren die ersten Kriege nach den Rauhen
Seitten der ersten zeiten, die oftmal grausam und mörderisch waren.
Jnn Rooden hate heut zu Tag nach die übung, das zwey Personen die einander
Beleidigen, einer den andern herauß fordert, weil die faustkämpfe nicht verboten,
sondern folgende Gesez bestimt sind. (welche auch vor der Landtheillung mögen gewesen seyn)
solle nie in keinem hause, besonders in keinem Wirtshaus, sondern unter freyem
himmel die Kämpfe geschehen. 2. Sollen mehrere Zeugen zugegen seyn.
3. die beiden Personen, welche kämpfen, sollen sich heraus geforderet u. zum Kampf
eingewilliget haben, welches anzeigt, das jeder glaubt dem andern an Kräften
gewachsen zu seyn.  4t.


  1. ca. 1492 K.Maximillian schaffte das faustrecht ganz ab u. Reichsgericht errichtet.