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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-093 Seite 92.jpg

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Almenweg Stuberten zum Speicher, von alten Zeiten her.

[AU 1] Die Almenweg stuberten genant, war eine grose Volks Versammlung und rechte
fröhl. Zusammenkunft der benachbarten Gemeinden, wo sich das junge Volk geübt hate
im Laufen und Springen, auch Ringen und Kämpfen, Stein stoßen, und andern
Lustbarkeiten mehr, wie hernach beschreiben wird; von Weid u. Alp Stuberten Mandat.
      Es wurden alle Jahr 2 dergleichen Stuberten im Speicher, im Almenweg, ge-
halten, die erste am heilligen Pfingsttag, die andere  siehe pag. 22.#
Es wurden von den Gemeinden RathsHerrn zur aufsicht dahin verordnet u.
im Namen der obrigkeit war der Landweibel gegenwertig, damit keine händel
und unordnung entstehen konten, und im Fahl sich so etwas ereignete der frieden
von ihme gebothen werden könne und die ungebühr konten angezeigt werden,
weillen auch hiebey alles seine schrancken und gesez hate, die observiert wurden.
1.tes das Rennen oder Laufen, wurde auf verschiedene art geübt, durch jaüchen
hier aber wurde eine art Ritterspiel so nach geahmt und vorgestelt, jndeme
sich die Jüngling in 2 haufen stelten, in einer Ebni, und an jedem Ende dersel-
ben wurden 2 Ziele bestimt, etwan in einer entfernung von 500 Schritten,
der, so eines derselben erreiche konte, ohne gefangen zuwerden, ist in Sicherheit kommen.
Wann beyde haufen nebst den Zielen angeordnet, so trat einer von dem ersten in die
Mitte und forderet einen von den anderen haufen heraus; *)dieser schickte einen ab,
um den Heraußforderer zuverfolgen. Der erste haufen schickt einen zweyten, um
den zweyten des andern haufens zu verfolgen, dieß geht so fort, bis beyde haufen
entweder auf der Lauf-bahn-, oder bis einer oder mehrer gefangen sind, jeder
haufen sammelt sich an einem der Ziele; die Gefangenen aber müsen sich auf
die Erden nieder sezen, und dero mehr Zahl bestimte den Seig zwischen diesen Partheyen.
      Jedes Jahr wird 2 3 mahl ein solch feyerliches Rennen zwischen der jungen (F. 78.
Mannschaft der 4 Gemeinden gehalten, Trogen und Speicher machten den Einen-
die von Teufen und Gaiß den zweyten haufen auß (die Kleidung des jung.
Volks war im Sommer nur hembd und hosen sehr ring u. leicht) sie übten sich auch im Pferdte-
Rennen, Eyer aufleßen, Ringen u. hoßenlupf, und faustschlägen, wie im folg. blat zuseh.
[Ao. 1666] im Merzen wurde im Speicher und Trogen, ein obrigkeitliches Mandat verlesen
und darin die 2 Stuberten, so im Speicher gehalten werden am heilligen Tag
zu Pfingsten, bey 5 lb. d. Buß verbotten worden, gieng aber nicht ganz auß bis
[Ao. 1725] nachdeme hat sich die Jugend gegen funzig Jahr lang nach in diesem Ritter-
spiel geübt, die Jungen Knaben theilten sich bey ihren Zusammenkünften auch so
in 2 haufen, wie oben beschreiben, und der aufruf von einem geschach mit eben
mit diesen worten *) Ritter Ritter der hauptmann komt? Darauf je eine Parthy
die andere zufangen suchte, u. das geschach bis in die 1760r Jahr meistens auf
dem Kirchenplaz in Speicher, ohne zu wüßen den ursprung, u. was Ritter sagen wolte.

  1. Sihe hierin pag 214, schon 1485 ähnliche Lustspille in der Stadt St. Gallen