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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-073 Seite 72.jpg

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Geschichten unter der neuen Appenzell. Regirung.

[1421.] Die Appenzeller heten gerne Goßau, Tablet, Straubenzell, und Wittenbach,
so ihnen mit Burg- und Landrecht verpflichtet waren, auch nach zum Land bringen
mögen, und ihre Grentzen darmit verweitern. Doch mußten sie wohl zufrieden seyn.
Das sie vom Abt befreyt und von seiner herrschaft los und ledig geworden.
[1422.] Die Appenzeller machten es ihnen zur freudigen pflicht mit denen Eydgnosen
zu feldt zuziehen, und denselben in allen Schlachten Treuen Beystand zuleisten,
und erhielten in dem Krieg wieder den herzog von Mayland, in Belenz, den
ruhm der Tapferkeit laut Tschudis Kronik. A.o. 1419 Amann zu Appenzell Hs. heer od. hör. [147.}
[1425.] zogen sie wieder mit den Eydgnoßen und dem Appenzeller Panner gegen den
herzog und erlangten einen guten Frieden.
     Es gab wiederum Streit mit dem Abt, weil die Appenzeller widerspänig er-
zeigten und dem lesten Spruch kein genügen leisten wolten, sie wurden von
den Eydgnoßen darzu vermahnet, wie auch von ihrer eignen oberigkeit, aber
alles war umsonst; Sie vermeynten alß freye Leut müßen sie niemand mehr
gehorchen, ein jegl. that was ihme das, was ihme beliebte, das volk war
über die Kriegs zeiten verwildert, frech und ungehorsam worden, und haben
also die Freyheit frühzitig mißbraucht, weil nach keine gesezliche ordnung
sie im Zaum halten konnte. Der Abt nahm seine zuflucht zu dem Geistlichen-
arm dem Pabst, und der Ließ durch den Bischoff von Constanz das ganze
Appenzellerland in einen schwären Bann thun, auch diesem fragten sie nichts
darnach und machten den Landsgemeind schluß darüber, das sie nicht wollen
im ding, oder Jnderdic seyn, wie solches schon hierin pag 11 beschreiben habe.
Der Abt mußte auß dem Kloster weichen und er Starb vor verdrus.
[1426.]     Den Bischoff der sie in Bann gethan schädigten sie auch an Land und Leuten wo sie konten,
das niemand mehr wußte wer herr u. meister im Land war, gegem neuen Abt
zeigten sie auch einen grosen widerwillen, der übermuth u. frechheit steigte auf
das höchste und ihr betragen zog ihnen Je länger je mehr feind auf den hals.
     Der Abt dörfte 3 Jahr lang nicht mehr in das Kloster kommen, deßwegen er sich
mit dem Bischoff von Constanz u. dem Graf von Togenburg wieder zum Krieg rüstete
nebst der Schwäbischen Ritterschaft. Ein unglücklicher Schluß der Landsgemeind wurde
[1428.] erzwungen vom wilden Pöbel, ungeach die alten und verständigen Leut ein neuer
Krieg ernstlich wider rathen, so wurden diese übermehret, von denen so ihnen ein
rechtes handwerk auß dem Kriegen gemacht, aber die Krieglustigen Appenzeller
mußten erfahren das auch daß Kriegsglük veränderlich sey. Da sie zuerst in diesem
Krieg ohnweit dem Stoß auf Gais gesieget, wie auch im Schönengrund. Hingegen
aber in Goßau wurden sie zuruk geschlagen, ihnen 82 mann gedödet u. vielle ver-
wundet, eß habe meistens denen das Leben gekostet die den Krieg erpochet haben.
d. 3. Wintermonat wurden die erschlagnen auf Herisau geführt u. aldort vergraben.
d. 5. Wintermonat zog die ganze feindliche armee durch das Rheinthal, auf Honegg ob Altstetten.
u. an die grentzen Rüthy auf haußen, u. machten den angrief auf einen Tag,
die Appenzeller wurden an beiden orten wieder in die flucht geschlagen u. verloren da
[1429.] manchen Stolzen mann, eß gab Schnee, darauf im früh Jahr die Eydgnosen den frieden hergestelt.