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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-072 Seite 71.jpg

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Geschichten über den Appenzeller Krieg.

[1405.] angrief thaten u. nach einem kurzen gefecht die Feinde in die Flucht schlugen, und ihnen
bey vierhundert Mann gedötet. Da der herzog diese niderlage vernohmen verließ er
auch die Gegend von St. Gallen u. zog auf Arbon. Die Bürger u. Appenzeller so bey
ihnen in besazung lagen, beunruhigten den nachzug des heeres bis an den See hinab,
eroberten das Panner von Schafhaußen, u. erschlugen fünf u. dreysig Mann mit den
berühmtesten Edelleuten, der Herzog Friderich sehr unzufrieden verließ diese Landes
gegenden, ohne Frieden zu machen, nach anstalten, zur fortsezung des Kriegs gemacht,
und gab also seine Land u. Leute den Appenzeller preis, diese ermangelten
auch nicht was dem herzog, u. adel gehörte anzufallen, u. Siegten allerorten.
     Durch diese herrliche Sieg im Speicher u. am Stoß erkämpften die Appenzell.r
ihre Freyheit u. unabhänigkeit von ihren oberherren.
B!(Walser schreibt in seiner Chronik auch von einer Schlacht u. Sieg so auf Wolfhalden
geschehen, die St. Galler Chronick aber wiederspricht das solche erst 1445 geschehen)
     Die Appenzeller oder Bergleut, sind über 700 Jahr lang unter den Aebten
gestanden, u. von 49 Aebten beherrschet u. Regiert worden, und erst ist
[1408.] der frieden durch den Kayser Ruprecht hergestelt worden in Constanz. W.C.248.
[1409.]     Die Appenzeller bestättigen neuerdingen ihre gemachte Vereinigung die Rooden
u. Gemeinden trugen ihre bis dahin gehabte Panner zusamen u. errichteten
ein allgemeines Landes- Panner mit einem aufrechten schwarzen Bären in weisem
Felde, u. beschloßen gemeinsamlich, bey der erfochtenen Freyheit zuleben oder sterben
und glaubten sich mit dem Schwert vollkomen frey geschlagen zuhaben, und gaben auch
11 Jahr lang dem Abt keine Gefäll nach abgaben mehr, der Abt aber wolte
sich nicht zur Ruh begeben sondern forderte alles ruckständige von 11 Jahren her,
verklagte die Appenzeller bey dem Kayser u. denen Eydgnoßen, welche durch [L.?]
Schiedrichter darüber gesprochen worden. (Wie in Walsers cronic pag 276 zulesen
[1411.] haben sich die Appenzeller mit den Waldstetten 7 orten ein Burg u. Landrecht gemachet.
[1421.] Waren die Appenzeller mit obigem Spruch nicht wohl zufrieden, der Abt aber
[AU 1] nach viel weniger, weil die Appenzeller durch diesen Spruch nicht nur vom
Gottshaus abgerißen, sondern gar für einen freyen Souverainen Stand
erklärt seyen, weil vor deme eigentlich nur Appenzell, Hundweil, Urnäschen
und Teufen zum Appenzellerland gehört, anJetzo werde auch Trogen, Speicher,
Gaiß u. das ganze Sonderamt, wie auch Herisau darzu gerechnet, und
bleibe ihme nur nach etwas weniges Einkommen, welches auch nach köne abge-
lößt werden.      Da die Appenzeller weder den Kayserlichen nach Eidgnösi-
schem Spruch kein gehorsam leisten wolten, sondern mit gewalt alles erzwing.
wolten, u. das kriegen zu ihrem handwerk gemacht u. sich nicht zur ruh begeben
wolten, wurden sie nicht nur in Päpstli. bann gethan, und alle Sontag in allen
Kirchen der umligenden Bisthümer von den Kanzel verkündiget, welche mit
ihnen umgang pflogen in nämlichem Banne zuthun, der Päbstliche Kommisar
verklagte sie beym Kayser u. den Reichsstädten als offenbare Feinde des glaubens
an, ermahnte alle Christgläubige die Appenzeller zubekriegen u. zuvertilgen.
     Der adel machte auch bündnus wider die Appenzeller, den St. Jörgenbund genant.
[1418.] Jst die ganze Stadt St. Gallen eingeäschert biß auf 17 häuser, u. 26 mensch umgekomen. [145]


  1. Landsgemeind in Hundwil u. Eydgnößische gesandte deßwegen sie vermahnet haben zu erfüllung des Spruchs.