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Geschiechten über den Appenzeller Krieg &c.
[1403.] Die Feinde wurden bis auf Nögersegg und in das Jüch hinab verfolgt, wo
nicht nur auf dem Schlachtfeld unter großem Geschrey wühtend gefochten, geschlag.
gewürget und gedöted worden, sondern auch auf der Flucht nach viele ihr Leben laßen
müßen, das der Verlust der Feinden auf 400 Mann erschlagene gesezt worden, u.
circa 1000 Mann verwundete, andere geschicht schreiber machen nur halb so viel,
die Appenzeller haben 8 Mann verlohren nur, und 3 verwundete gehabt.
Eroberet haben sie 600 schöne eißerne Pantzer, etliche Panner und Fahnen, die in
die Kirchen zu Appenzell aufgehenckt worden sind, zudeme auch nach gros Gut
erbeutet.
wie pag 23 hier vom feindlichen verlust zuleßen ist.
Durch diese Siegreiche Schlacht wurde der weg zur Freyheit und unabhängigkeit
gebahnet und erlangt, und so viel Muth und Tapferkeit denen Appenzeller
eingeflößt das sie sich vor keinem Feind mehr förchteten sondern mit ihren Seig-
reichen Waffen den adel und ihre Feinde allerorten heimsuchten und schrecken
verbreiteten,am ärgsten waren die St. Galler daran, die Schweizer u. Appenzellr.
begegneten ihnen feindselig und der Städte Bund ließen sie hielflos, weil sie ihren
am Speicher erlitenen Verlust der Verrätherey einiger Bürger von St. Gallen
zuschreiben.
Der Schweizer Hauptman ließ während einem Waffenstillstande Stadtbürger [arx 119]
vor ihren Thoren aufheben, und wegführen, verboth den Appenzellern Vieh u. Schuld-
zinße in die Stadt zugeben, und den Wochen Markt in Appenzell zuhalten befohlen
und ließ allen Leuten die auf den Wochen Markt auf St. Gallen giengen das beyhab-
ende wegnehmen, Ließe zwey reiche Bürger den Zunftmeister Schwander, und den
Wulliweber Stöbi, aufheben, das sie ihr Leben mit grosen geld Summa kaufen mußten,
das gleiche geschah auch dem Rudolf Speißer unerachtet er sich immer als ein warmer
Freund der Appenzeller sich bezeiget. Die Bürger darüber erbittert, gingen an Söld-
ner zu werden u. sich auf den nahen Bergen mit ihren Feinden zu schlagen. Und
die Appenzeller suchten wieder die Mühlinen ob der Stadt anzuzünden u. zu ver-
brennen, die Bürger aber schlugen sie zurük, u. Tödeten ihnen dreyzehn Mann,
und brannten im gegentheil den Appenzellerisch gesinnten an etlichen orten Häußer
ab, auf Stuhlegg, Keßwil, Rüty, Schaugen, Schwendi, Loch, Hub, Weilen.
Ein anders mahl vertheidigten sie wieder die Mühlinen gegen achthundert Mann,
und erlegten zehn Mann ihnen. Sie nahmen auch denen von untertiefen an der
Letzi im Watt das Vieh weg, überfielen d. 30. Wintermonat 1403 in der Rütti
der Appenzeller - Letzihut und Tödeten 40 Mann und viele verwundet ihnen.
Die St. Galler büßten aber auch 20 Mann ein, weil vom Speicher u. Tiefen ver-
stärckung angelangt waren die sie auf dem Buch nidermachten.
Der Abt Kuno, ließ die Schweizer u. Appenzeller alß öffentliche Ruhestöhrer
in Kirchenbann u. Reichsacht thun.
Der Adel u. die Dienstmänner des Stifts hielten allenthalben Späher auf die Schweizer u. [121]
Appenzeller u. machten manchen Fang, sie führten den Krieg am Bodensee, von da greif er die Feinde
an der Letzi im Tablat, über der Egg in Neugersried an, u. nahmen da selbst das
vieh
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-070_Seite_69.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)