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Schlacht im Speicher an der Letzi, unter Vögelisegg.
• Gegenden in die Stadt zu und ablaufen ließ. Ein Schweizer Schaarmeister [arx 113.]
• ermangelte darum nicht, von dieser nachricht gebrauch zu machen, eilte in der
• Nacht 200 Mann auf den bedrohten Posten hin, verbarg sich dort mit
• vieler Vorsicht hinter der Lezy, welche auf dem Wege nach dem Speicher er-
• richtet war, ermahnte seine Mannschaft zum Gebethe, und bedrohte Jeden,
• der fliehen würde, mit dem gewißen Tode. Die Bundes Völker besteigen
[Ao. 1403]• d. 15. May, den Berg, ohne eine andere ordnung zubeobachten, als das die
• Rüther vorauß, die Schützen nach ihnen, und der Gewaltshaufen zu-
• hinterst giengen. Sie hatten die Letzi, die nur eine Stunde von St. Gal.
• entlegen war, bald erreicht, und fiengen selbe, weil sie keinen feind da-
• rin vermutheten, sorglos auf zuhauen an. *) unbeschreiblich war darum ihre
• bestürtzung, da die Appenzeller auß derselben auf einmahl hervorschoßen, [114.]
• und auf ihren verwirten haufen hinstürzten, von einem panischen schrecken
• ergriffen, hielten sie nicht einen Augenblick stand; die Reüterey wandte
• um, und überritt das fußvolk; Jeder floh, so gut er konnte, und die
• Zahl der Fliehenden übertraf die der nachjagenden mehr als zehenfach.
• Der Muth wuchs denen Appenzeller im nach Jagen so sehr, das zwanzig
• von ihnen den Flüchtlingen bis an die Thore der Stadt St. Gallen nach setzten,
• und die ob der Stadt ligenden Mühlen anzündteten. Sie hatten an diesem
• Tage mit einem Verluste von 8 Mann, zweyhundert fünzig feinde er-
• schlagen. Der Burgermeister von St. Gallen Joachim von Watt, welcher
• hundert Jahre darnach lebte, sezte die Zahl auf hundert sechs und neünizig tode,
• man rechnet darunter des Abtsleute Sechszig unter denen beyde Burger-
• meister von St. Gallen waren, und neun und neunzig von Konstanz,
• von Überlingen, Sechs und zwanzig, von Ravenspurg dreysig, von
• Lindau zwanzig, von Wangen sieben, und drey Edelleut, Blarer,
• Schodeler und der von Blanckenstein. Viele von den gebleibenen wurden
• im Kloster St Gallen neben der St. Peters Kapelle begraben.
• Über alle maßen grämten sich die überwundenen über den erlittenen
• Verlust und Schande; sie schleichen sich stille von St. Gallen weg, u. ließen
• die Konstanzer außgenommen, sich bis zum Frieden nie wieder im Felde
• sechen. Vom Waffen glük der Appenzeller angelockt zogen sechs hundert Schweizer
• ihnen zu hielf welche mit einigen von Unterwalden gerne in Sold genomen wurden,
• der Kampf wurde jezt ungleich; die Schweizer u. Appenzeller waren im Stande
• mit 800 oder 1000 Mann im felde zuerscheinen, denen der Abt nicht 300 M.
entgegen zustellen vermochte, das Jene ohne widerstand handlen konnten.
*)die Letzinen so um ihre Berge errichtet waren auß hoch aufeinander gelegten Tannen
u. holzstämmen erbaut Es
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-066_Seite_65.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)