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Vom Schlos Falkenstein, und den wohlfeillen Preisen.
Der Schlößer, Höfen, und Boden im Land. Unter den Aebten.
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Das Schloß oder die Burg Falkenstein, ist ob Martis brugg oder
unter dem Tobel in der Schwendy hier gelegen an den Speicher grentz.
& an der Goldach, man siehet heut zu Tag nach alte Mauren oder über-
bleibzel darvon, obschon der Plaz mit Holz oder Waldung überwachsen
und umgeben ist. Diese Burg war der Siz der Marschälle von Falkenstein
gewesen, von welchen schon Heinrich 1215; Conrad 1227, Rudolph 1244 und
Jacob 1297, in urkunden vorkomt. Als diese außgestorben, kam
Falkenstein an einen Boler, von diesem circa 1300 an Abt Wilhelm,
und Abt Jörg verpfändete solches dem Hans Arnold von St. Gallen.
[1380] Abt Cuno lößte eß wieder, und zalte Arnolds Sohn den pfandschilling *)
[AU 1] Hundert ein und Sechzig pfund Pfenige zurük, der Hof Schuppis,
(durch den der Weg nach dießem Schloß führte heißt seit deme nach
der Weg). gehörte ins Tablet. Das Schloß Martis Tobel hieß später Rabenstein.
B! und weil deißes alte Schloß Falkenstein in der Schwendy Gegend [504.]
gestanden, so ist nicht ohne grund zu vermuthen das auch schon Einwohner
und Häußer in der Schwendy geweßen seyen zu selbiger Zeit, welches
die alte Bauart von einigen alten häußer auch beweißet dort.
[12 .] Abt Wilhelm hatte da Schloß auch bewohnt zur Zeit da das Kloster
im Verfall geweßen, suchte er den Stift durch Sparsamkeit wieder [arx 505]
auf zuhelfen, und die Schulden zubezahlen so sein vorfahrer gemachet hat.
[1326.] War eß auch der aufenthalt des Abts Hiebold wegen zunehmenden
Blödsin und von da nach der Clanz in Verwahrung komen der Abt. [15]
Clanz gieng durch Verrätherey über, von Sigberg, der sich mit Siebenzig Mark
Silber hatte bestechen laßen, an den after Abt Conrad über, nachdem
dieser es mit dem Vogte von Ramschwag u. den Bergleuten lang umsonst [418.]
belagert, u. mit großen Steinen, die man mit dem Schwenkel u. dem
Böller (eine art Wurfzeuge) hinein warf, das Schlos wurde zerstört.
*) merckwürdig sind die kleinen nidrigen Preiße in den alten Zeiten z.b.
wurde der Hof Walzenhaußen um 290 pfund Pfenig Erkauft vor Künzler.
[1432.] Kaufte der Spittal in St. Gallen, den Schochenberg in Herisau, um 45
Pfund pfenig, dieser war 305 Juchart an Acker, Holz, u. Feld, weit.
Ao. 1803 wurde dieser Schochen Berg verkauft vom Spittal ƒ. 15’000.-
und hernach verstückelt, und über ƒ. 5000 nach daran gewonnen worden.
[1292.] Hat Abt Wilhelm denen Appenzellern wegen erlittenem Brandschaden so ihnen
der Graf von Werdenberg zugefügt einige Freyheiten geschenkt u. ein Landamman erlaubt
und der Kayser, hat dem Abt wegen denen Treugeleisteten diensten in Buchhorn
die Reichssteur von 125 Mark Silber geschenckt, so die Appenzeller zahlen mußten.
[1293.] Haben die Appenzeller dem neuen Kayser Rudolf gehuldiget, welches so oft ein
neuer Kayser gesezt wurde geschehen mußte, Er bestätigte ihnen die vom Abt erhaltenen Freyheiten.
- ↑ diese 2 Schlöser sind im Appenzell. Krieg zerstört worden 1403 - arx 336. burgen
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-060_Seite_59.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)