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Begebenheiten unter der Fürstlichen Regirung.
[1272] Wurde zum Kayser Erwehlet Rudolf Graf von Habspurg, den vorhero
die burger von St. Gallen als Haubtman zu ihrer Sicherheit angenommen hatten.
[1291] Starb Kayser Rudolph, diese Kayserlliche Würde bleibte ca 600 Jahr
auf dießem Stamm Haus bis Ao. *)
[1271.] Zu dieser Zeit waren 2 Aebte, Ulrich war im Kloster St. Gallen,
Heinrich hielt sich in Arbon auf, und starb Ao.
Die streitigen Abts Wahlen haben dem Kloster allemal grosen
schaden und Krieg verursachet, das Kloster hat alle Kostbarkeiten verkauft.
[1273.] Hat der Abt. zum Schirm seines Gottshaus, den Kayser zum
Kastenvogt angenommen, weil der Abt seine unterthanen suchte in bese-
erem zaum halten zu könen, da er ihnen nicht mehr trauen dörfte.
[1275.] Waren wieder zwey Streitige Abte, die gegeneinander zum Schwert
greiften, wegen denen 2 Schlößern Rosenberg und Urstein im Hundweiler Tobel
welch lesteres belagert, u. nach Erobrung vollkommen zerstört worden.
[1275] Da die Appenzeller eß mit Abt Ulrich gehalten gab er ihnen die
[AU 1]Freyheit einen eignen Landamann Erwehlen zudörfen, da aber
dieser Abt gestorben, und Abt Rumold erwehlt worden. Dießer
[1276.] suchte er diese Freyheit den Appenzeller wieder zuentziehen, das
[1277.] der Landamman Hermann von Schönenbühl, in das Schloß Clanx
geforderet u. in Eißen u. band geschlosen u. heimlich auf das Schlos
Jberg in das Togenburg geführt worden. So bald die Appenzeller dieses
erfahren belagerten sie das Schloß Clanx u. wolten den Abt auch ge-
fangen nehmen, war aber schon auf St. Gallen entwichen, nach deme
der Landamman wieder loß gelaßen worden Starb er in 5 Wochen.
Der Widerwillen der Appenzeller war auf das höchste gesteigen,
u. so gespant das eine allgemeine empörung außgebrochen wäre,
[1281] aber resignierte der Abt und wurde zu seinem nachfolger
Erwehlt Abt Wilhelm, dieser wurde aber von Pabst u. Kayser in
Bann u. Acht gethan und abgesezt, und vom Kayser als neuer Abt
Erwehlt , der Kayser kam selbst auf St. Gallen, nach deme
[1291.] *) dieser Kayser verstorben, gelangte der abgesezte Wilhelm
wieder zur Abtey u. versprach denen Appenzeller u. St. Galler
zerscheidene Freyheiten, deßwegen sie wieder ins Feld gezogen u.
die Stadt Will eingenommen. Deßgleichen zogen sie auch auf Buchhorn,
nahmen die Stadt mit Stürmender Hand und Plünderten, mitlerweilen aber
die Grafen von Werdenberg eilends auf Appenzell gezogen und hatten diese
Berge mit Raub u. brand so verwüstet u. verheret, das bis an Hundweil
so sich mit 600 Mark Silber außlößen könen, alles nidergebrandt u. grose beute
gemacht, das die zuruk kommenden Appenzeller nichts mehr als ihre in aschen ligenden
Wohnungen u. Seufzenden Weiber u. Kinder die sich in Wildnißen verkrochen hatten
u. denen Feinden alles überlaßen müßen, Jämerlich angetrofen.
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Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-059_Seite_58.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)