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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-057 Seite 56.jpg

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Von der Lebensart und Nahrung im Kloster & Land Ap.

[Von 920 bis 1076] Im Kloster St. Gallen nach dem man fleisch zu speißen angefangen hatte, aß
man, nebst dem gewöhnlichen Wildprete und Schlachtviehe, das fleisch von Bären, [arx 249.]
wilden Pferden, Wisenochsen, Auerochsen, Steinböcken, Murmelthieren, u. das der
[AU 1]Faßanen, Schwännen, Pfauen, Rebhühner, Kapunen, Turteltauben, u. die kleinen auf
Vogelherden gefangenen Vögel, aller gatung fische Salmen, Lachsen, Reinlauken,
Rothfische, Walaren, Lampreten, Donauhaußen, heurlinge, Stokfisch, häringe.
     Zugemüß, obst, Pfersiche, Kastanien, Kürbis, melonen, feigen, oliven,
die Schwämme genoß man mit vorsicht, dieselben vorher seiben mahl mit waser
abzukochen. Von dem Käße glaubte man sich den Greis zu ziehen wenn
man denselben nicht mit Pfefer, Wein, u. honig genos, die Ziegen Milch
empfahlen die Arzte als gesund, die Erbsen und Bieren der Blase, die nüße
dem magen, den Knoblauch den nieren schädlich, den Schnittlauch mit vielem
Weintrinken unschädlich zu machen riethen.
     Ihr gewohnliches trincken war Bier, oder wenn sie sich gut thun wolten meth
oder Wein; sie machten auch auß den apfeln ein most, und aus most und
honig ein stark berauschendes getränk, dem Waßer trincken legten sie einen
hohen werth bey. Jm allgemeinen waren auch reiche herrn auß unkunde einer
guten Landwirthschaft mit den Annehmlichkeiten des genußes wenig bekant,
sie benügten sich größten theils mit den ersten bedürfnißen die auf eigenem
boden erzeugt und verarbeitet wurden, sie trugen Strohhütte, im Sommer
leinerne, im Winter wollene Röcke, die sie ververfertigen ließen.
     Da man mit naturalien wenig handel treib, und Jeder das benöthigte
sich selbst an schuf, spürte niemand einen treib, seine naturproduckte über das
eigene Bedürfnis zu vervielfaltigen. Aber eben darum, weil auß man-
[AU 2]gel des absazes keiner mehr anbaute, als er brauchte, verfielen im falle
eines mißwachs, alle in die grösste Noth, und mußten vielmal Hunger
und Theurung, und die daraus entstehenden Krankheiten erleben. [251.]
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[1138.]     Das Kayserthum kam an Conrad von Hohenstaufen herzog von
Schwaben. Dieser Kayser hat das hofgericht zu Rothweil aufge-
[1146.] richtet, unter welchem das Land Appenzell lange gestanden
wo wichtige Rechtshändel außgemacht worden.
[1204.] Abt Ulrich der IV. wurde in fürstenstand erhoben darzu
vermehrte sich seine Macht Gewalt und ansehen, als Reichsfürst.
[1208.]     War ein hitziger krieg außgebrochen zwischen diesem neuen fürsten, und [W.C]
dem Bischof von Constanz, wegen dem Schloß Rheinegg, sie verheereten
ein andern eine geraume Zeit die Länder, so das Aker, Wießen und
Kornfelder mußten ungebaut ligen. Endlich kam eß im Breitfeld, ob
der Krätzern zu einer blutigen Schlacht, die Appenzeller machten den
angrief und wehrten sich mit den andern Gottshaußleuten Tapfer, das der
fürst geglaubt den Sieg auf seiner seiten zuhaben, der Graf von Kyburg kam [arx 332.]
in vollem Trapp mit seinem Kriegs Volk und machte eine gänzliche niderlage,
das mit dem Abt nur wenige darvon kammen, auf dem begräbnus Platz St. Barbara Kappelle genant.


  1. siehe hier p. 37 den anfang der Speißen.
  2. fortsezung weiters ist hier p217.