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Geschichten unter den St. Gallischen Aebten.
Endlich hat der Kirchen Rath von Constanz, durch aufnahm mehrerer Kloster-
geistlichen, denen Adelichen wieder ein ende gemacht.
[1125.] Durch das absterben Kayser Heinrich, erlosch mit ihme die Line der
fränkischen Kayser. Das Kloster u. seine Gottshausleut kammen unter den Schwäbischen Kayser.
Lotharius ein herzog von Sachsen wurde Kayser, und hernach Friederich,
dieser Kayser gab dem Kloster die freyheit einen kasten oder Schirmvogt
selbst wählen zudörfen.
Vorhin stand das Kloster St. Gallen unmittelbar unter den Kaysern, u. [252 arx 322.]
hieß darum das Königliche Stift; jezt sagten die Päbste das eß ein eigen-
thum des apostolischen Stuhles, und demselben unmittelbar unterworfen sey.
Wo vordem die höchste Jnstanz in kirchlichen Streitsachen in mayns war, so
wurden solche nach Rom gezogen. Weil nach dem Jnvestiturkriege die
Päbste die oberhand erhalten haten, säumte der Römische hof nicht seinen Sieg
zu benutzen und seine Gewalt zu entwicklen, das über manches so bis dahin
die Kayser oder Bischöfe den Endscheid gegeben haten, abzusprechen anfieng.
[1253.] Und wegen besezung der Pfründen wurde von Rom auß der Abt und das
st. gallische Land in den Kirchenbann gethan und der Bischof verboth in [362 bis 365]
allen st. gallischen kirchen das abhalten des Gottesdienstes.
Nachdeme der Bischof die Stiftslande verwüstete bis auf Herisau u. das flüß-
chen Urnäschen, mit Raub u. Brand. So hat Abt Berchtold durch seine brenner-
schaar von Ermattingen durch das ganze Thurgau was dem bischof u. seinen
dienst männeren zugehörte mit feuer verwüstet. (das zwischen Reich)
Während dießen Kriegen erhob Abt Berchtold von seinen unterthanen Tausend-
fünfhundert mark Silber (ƒ. 3000) welche er vor die vogtey grüningen schuldig
[1268.] worden, dieser Abt kam von Rosenberg, wo er nach seiner gewohnheit 70 Rittern
ein Gastmal gegeben hate, nach St. Gallen zurük. Reitt, überfiel ihn eine Krank-
heit die unheilbar war, die man für eine Strafe Gottes hielt die er sich durch
bedrückung des volks zugezogen hätte. Während seiner Krankheit ließ er sich
die Rechnung über den zustand seiner Abtey vorlegen, und fand das die
Jährliche Einnahme derselben in Taußend vierhundert mark Silber bestünde,
(ƒ. 2800) das sie nur nach wenige Schulden oder verpfändete Güter hätte, und
das außer der ablößungs Summa von Grüningen, welche nach baar
da lag, ihr nach vieles an Restanzen zu gut kämmen. Von dießen machte er
vielen Klöstern u. Spitälern Stiftungen u. starb nach sechs monatlichem
[1271.] Leiden d. 10. Junj 1271. An dem begräbnus Tag sollen die Bergleut (Appenzl.)
[1271] während dem Todten amt in den Gassen der Stadt herum getanzet haben,[W.C. 161.]
und die Bürger beschimpften sein andenken in der kirchen; da sie nicht zum
opfer giengen, so das in demselben nicht mehr als vierzehen Pfenig fielen.
[1270.] Schon die Städte st- gallen u. wangen, Appenzeller, Hundwiller u. grünin-
ger amte haten zusammen geschworen sich seiner übermäßiger Tyranney zuentledig.[arx 373.]
Das Kloster u. seine gottshausleut unter den vermischten Kaysern. 1138
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-056_Seite_55.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)