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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-055 Seite 54.jpg

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Begebenheiten unter Regierung der Aebten.

     Das Kloster und seine Gottshaus Leute kamen unter fränkische Kayser.
[1024.] Starb Kayser Heinrich, und mit ihme erlosch die Sächsische Line.
[1025.] Die Reichsfürsten haben sich wieder den Kayser empört, der Abt und
seine unterthanen aber hielten eß mit dem Kayser, deßwegen der
herzog von Schwaben, in das Appenzellerland eingefallen u. daßelbe
wie das Kloster übel beschädiget. 1032 wurde ganz helvetien wiederum unter
     das septer des Reichs gebracht.
[1040] Zu dießer zeit waren die Geistlichen Herren Reich und mächtig u.
konnten sich nicht mehr wohl mit einander vertragen, weil Stolz sie
zanksüchtig machte und ein militarischer geist sie auf die unschicklichste
art beselte, das sie zu den Waffen greiften um ihre Eroberungs und
herschsucht zubefriedigen führte der Abt von St. Gallen schwäre Kriege,
von anfang brauchte er nur seine dienstmannen, den Adel und die
Ritter, die Klostergeistlichen waren zu dieser zeit in geringer anzahl; [arx 324.]
alle vom Adel, mit außschließung jedes unadelichen, die welche ämter haten
baueten sich eigne häußer, hielten grose Gast gebothe, sie suchten ihre Ehre
nicht mehr wie ehdem in vielen Kenntnißen, in strenger beobachtung der
Regel u. außübung der fromkeit, sondern sezten alles auf Kriegerschen
Muth, auf Waffen, u. auf zahlreiche haufen Krieger.
[1078.] Hat auch die Baursamme der Gottshaus Leuten, den ersten Feldzug mit
machen müßen, wegen streitiger Abts wahl, hernach ist ein zehen Jähri-
ger Krieg entstanden, und seine Fuß stapfen waren Raub und brand,
das unßer Land vieles außstehen und erleiden müßen. Doch waren
diese Kriege den Appenzeller, zum nutzen in spätern zeiten, weil sie
dadurch in der Kriegskunst geübt u. erfahren, wie auch bewafnet wurden.
So war das schon der erste schreit dardurch sie hernach die freyheit er-
kämpfen und sich zum Tapfern Volk erheben und empor schwingen konnten.
[1123.] Ist der Kriegersche Abt Ulrich gestorben, und das Land bekam wieder Ruh u.
Freiden. Das Stift aber verlohr durch diese Kriege ein beträchtliche anzahl
seiner besizungen u. Einkünften, in Breißgau in der Baar, an der Donau,
u. im kanton Bern, wo sie viel hundert Jahr zu Burgdorf eine Probstey hatten.
Die Kloster geistl. deren anzahl 130 auf 30 herabgesuncken war, und den
Kirchen schaz verkaufen mußten um nur nach Leben zu können, u. dieses machte grose
veränderung in dem Kloster, der Adel machte die mehrheit im Capitel auß, sie
fiengen an den bürgerlichen Stand ganz außzuschließen, sie haten höfe, bezogen
alle [Revünen?] vor sich, übten eigne gerichtsbarkeit auß , und ertheilten Lehen, das
man kaum mehr gewußt wer ein Kloster Geistlicher war, dann von der mite des
13. ten Jahrhunders an hörte das gemeinschafltiche Klösterliche Leben unter ihnen
ganz auf, und diese Wirthschaft der Adelichen dauerte fast 200 Jahr lang, wor-
durch das Kloster zwar wieder in das aufnehmen kommen, aber auch um der adelichen
weilen in viele Kriege verwickelt worden, u. die Gottshausleut viel geschädiget.
[1463.](Unter Abt Ulrich Rösch waren die Einkünften des Stifts ca. ƒ. 3000) Endl.