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Vom ersten Geld und Münz prägen der Aebten.
[Ao. 949] Starb Hermann der Allemanische herzog. Durch deßen vorwort hatte Abt [arx 221]
Kralo, vom Kayser Otho I. die Erlaubtnus bewürckt, in Roschach, wo immer viele
nach Jtalie reißende Leute zusammen stoßen, einen Markt, Zoll & Münze
anlegen zu dörfen.
[Ao. 969] Erhielt die neue Stadt St. Gallen vom Kayser Otto nebst andern wichtigen [St. G.G.]
freyheiten die Münzgerechtigkeit, welches beweißet das schon um diese
Zeit etwelche handelschaft getreiben worden, weil diese gerechtigkeit nur
Commercierenden Städten gegeben worden, dan ehedeßen kammen Metalie
wenig im handel und wandel zum vorschein, nur einzele Pfenig wurden in
Würcklicher Münz bezahlt. Betrafen es sachen von grosem werth, so wurde das
Silber in Pfund und Lothen zugewogen, sonsten wurde aller werth nach mit
Ligenden Gütern und fahrnußen bezalt. Da aber die Sächsischen bergwerke
ergibiger wurden ist auch das Metal häufiger worden, eß war von anfang
nur ohngeprägtes geld, achteggende Silber stückly wurden zu 5 Bazen, [arx 159]
dicken genant. Ein Silberschilling galt nach jetzigem konventionsgelde ƒ.1.54x;
ein Goldschilling ƒ. 7.27xr, zwanzig Silberschilling machten 1 Pfund Silber,
und 72 Goldschilling 1 Pfund gold. Ein Pfenig (denarius) galt 9½ Kreuzer,
12 Pfenig machten einen Schilling (Solidus) und 40 Goldpfennige einen
goldschilling auß.
Man nahm auch am bodensee die Münzordnung willig an, welche Bischof Heinrich II.
[Ao. 1243] für die Münzstädte Konstanz u. St. Gallen festsezte. Er befahl durchselbe ein Mark
Silber in gleichem gewichte u. Schrot zu zwey Pfunden, oder zu zwey u. vierzig
Schillingen auß zu münzen. Jeder Pfarrey welche falsches, oder anders, als von
denen 6 Münzstädten geprägtes geld in umlauf setzen wird, soll das abhalten
des Gottesdiensts untersagt seyn.
Die haubtverrichtung des Münzmeisters in St. Gallen war nicht so wohl das
Münzprägen, als vielmehr das Münz oder geld wägen; da die größten Zahl.
wenn sie auch in Lauter Pfenigen bestanden, einander einzig nach Pfunden
zugewogen wurden, welches die ursach war, das man sich nachhin in den
Kaufbriefen die zahlungen in Pfund - Pfenigen Konstanzer gewichts ausbedung.
Das Silber bestand lang in einem Bleche, das so dün wie ein Laub, und nur
auf einer seiten grob und tief gepräget war. Jn St. Gallen stellte dieses
gepräg, wie in vielen andern Münzstädten ein Lamm mit einem Krüze
vor. Erst Abt Heinrich von Mannsdorf ließ auf einer Münze einerseits den
Adler, auf der andern der hl. Gall mit dem bären prägen Ao. 1414.
[Ao. 1414] Dießes ist die älteste mit einer Jahr zahl bezeichnete Münze in der Schweiz, [451]
und die drittälteste in ganz Deutschland. —- Hallers Münzkabinet
die fortsezung ist hier im 337. blat.
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-053_Seite_52.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)