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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-047 Seite 46.jpg

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Auszug der merkwürdigsten Geschichten unter der
Fürstl. Aebtischen Regierung im Stift St. Gallen, als
vierte oberHr. unter welchen auch die Einwohner im Berg-
Land Appenzel & Speicher gestanden als Gottshausleut.
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Nach den Zeiten des Königs Dagoberts bleib seinen Nachkommenden den Morovingen,
da sie sich eines außgelaßenen Leben ergaben, nur nach ihre Königliche Würde
ohne macht übrig; in dem ihre oberhofmeister diese immer mehr an sich zogen,
hieraus entstunden verschiedene Krieg, dadurch St. Gallen Zell und der da-
bey anfangende Flecken schon mit Krieg heimgesucht geplünderet und umgekehrt w.
[Ao. 658] Die besten sachen haten sie in eine Grub gelegt, und die oberfläche mit
Flachs Samen besäet. *) Die Thurgauer am Bodensee haten auch dahin geflüch-
tet. Bischof Bosa von Constanz sezte das Stift wider in vorigen stand, und
hertzog Gottfried von Schwaben, schenckte Jhnen das Dorf Biberach.
(B.! *) Weil schon zu dieser Zeit Flachs gepflanzet worden wird eß auch
      schon Spinneren u. Weber gehabt haben ist nicht ohne grund zu vermuthen.)
[A0. 690] hat Herzog Gottfried, um St. Gallen Zell das dem Haus meyer gehörige
[AU 1]Land mit feuer und Schwert verheert, deßgleichen auch um Arbon das vergrabene gefund.
[Ao. 704] hat Pabst Sisinius, etwas geld zur verbeßerung der St. Petters Kirchen die
bey der Zelle sich befand gegeben, derer ursprung unbekant war. (ohne
Zweifel wegen älte)     Oberster vorsteher um diese zeit war Magul-
phus und Pfarrer daselbst, der vieles zur aufnahme der Zelle beytrug
neben ihme verwaltete ein Schaffner den Brüdern ihre güter.
[Ao. 720] Durch vorschub Graf Waltrams, Erhielten die Brüder, vom Regenten
Pipin, die Erlaubnis einen Abt zu wählen, worzu Othmar alß der
erste Abt gesezt und hernach vom Carl Marttel, der den Namen eines
hertzogs von Franckreich führte, und Regent dieser Lande war, Othmar bestät
d. und führte die benediktinische Regel unter seine Brüder ein; Bauete
einen Spittal, und errichtete eine Schulle. Das Kloster nahm zu und
bekam Güter in dem Sundgau, und andern orten wurde beträchlich
beschenckt. Der Graf Waltram so gütig wie sein herz, übergab dem Abt
Othmar, alle ansprache, die er bisher an Galli Zell gehabt hate.
     Darbey war das Kloster, und alles was zu demselben gehörte, nach der
unmittelbaren Ober herrlichen Ko. gewalt unterworfen, und haten nach zur
verwaltung ihrer güter und Einkünften Kasten Vögt, die mußten von
den Jährlichen Einnahmen und außgaben des Klosters, der Königlichen
Cammer Rechenschaft ablegen.     Was der Abt, oder Convent ohne die Ein-
willigung des Kasten Vogts beschlos war ungültig. War ein königlich Kloster genant.
[Ao. 757] Wurde der Abt Othmar abgesezt, und Starb im Elend 759 d 16. 9bris.[AU 2]
Er ward von seinen feinden eines Ehebruchs beschuldiget, u. war deßwegen vom Bischof
zum Ewigen Kerker verurtheilt & nach 104 Jahren vom Bischof Salomon u. Pabst heillig gesprochen.

  1. A.C. macht mit Korn besäet gewesen.
  2. arx 30