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Reformations Begebenheiten kurtze anmerkungen.
So ist nach bemerckens werth die Lands gemeind Schlüß so wegen der Reformati-
on gemachet worden, wie folgend. Vom ganzen Land Appenzell ermehret:
[AU 1]Das alle Priester im ganzen Land nichts anders weißen Lehren u. Predigen
sollen; als was sie mit heill. Schrift und mit der Wahrheit erhalten möchten,
und welcher anderst lehre dem solle muß [Mus] und brodt, auch alle Nahrung,
Schuz und Schirm abgeschlagen seyn, u. auß dem Land verwiesen werden“.
Weilen aber in meisten Gemeinden die gesinung u. denckungs art
noch verscheiden war, und viele bym Glauben ihrer Vätter bleiben wolten,
so wurde nach eine außerordentliche Lands Gemeind gehalten u. Ermehret.
[d 6.aug.] Das in allen Gemeinden sollen kirchhörinen gehalten werden
und was in Religions sachen das mehr werde, solle das mindere theil,
dem mehreren sich unterwerfen, und keine Kirchhöre der anderen diesfals
etwas einreden oder hinternis machen. Zufolg desen Kirchhörinen gehalten
[worden d 13.do.] und hierauf die Reformation den besten und gesegnesten fortgang kommen.
[AU 2] Ein groser anstos, und ärgernus vor die Catholischen ereignete sich
das die erleuchten Reformatoren nicht in allen Punckten einig waren,
sonderbar wegen brodt u. wein verwandlung in gedächtnus mahl, M.
Luther, bleibte einfaltig bey seinen Worten „das ist mein Leib. Das
ist mein Blut.“ Zwingly aber Lehrte das solches den Leib und Blut
Christy nur bedeute und vorstelle. Diese ungleiche außlegung machte
so grose Würckung u. Mißtrauen, das viele taußende wider in den Schos
der Catholischen Kirchen zurük getreten sind, und grose Krieg in Böhmen, Sachsen
Sachseßen u. Deutschland entstanden, Kayser Ferdinant der die Katholischen *)
Ständ in Teutschland meistens schon bezwungen hat, u. ein sehr Despotischer Herr war,
u. Haßer aller Freyheit, war der Protestandischen Religion äuserst übel an, weil
sie Freyheit im dencken beschüzte. Er wolte mit feuer u. Schwert Catholischen glauben
Predigen, u. gab das schreckliche gebot: wer nicht Katholisch seyn wolte, sol von
Hauß u. Hof wandern u. keine Freystädte mehr in Deutschland haben.
Ohne Gustaf Adolfs [Gustav Adolf], König von Schweden, Heldenmüthigen entschlus den
Gott in seine Sele gelegt, wäre die Protestandische Religion wieder vertilgt
worden, dann der Pabst Pius & die Catholischen ort gaben sich alle mühe deßweg.
U. verließen sich auf den Kayser, hier rief Gott den fromen kühnen Tapfn.
Helden den jungen Gustaf Adolph zu verthädigung der rechten sache. Er
beseigte den Kayser, und sobald er an die Gräntzen der Schweiz kommen,
ließ er den Schweizern sagen, sie sollen sich seiner Freundschaft versichert halten.
Er liebe freye Leut, und begehre Jhnen gleich zu seyn. —-Die grose Seige
die in diesem 30 Jährigen Kriege, das Schwedische Kriegsherr gewonnen,
waren die sichtbaren merkmal der der guten sach. ….Darauf ist der Anno
[1647r] Westphälische Frieden erfolget, und das Grund gesez für die Freyheit
[AU 3]von Deutschland, u. der Schweiz, welche zuerst vom Kayser garantiert
worden, u. die unabhängikeit der Schweizer Cantone von allen Europäischen
Königen und Fürsten unterzeichnet worden.
- ↑ Ao. 1524 die bibel hirmit ermehret u. angenommen worden. B.A.C.[Bartholomäus Anhorn Chronik] p54
- ↑ P.S. *) Die Evangangelischen u. Reformierten führen den gemeinschaftlichen Namen Protestanten, weil sie beide gegen ein hartes Edickt König ferdinante II. der sich zur römischen Kirchen wieder zurük zukehren zwingen wolte, A.O. 1529 auf dem Reichstag zu Speyer, darwieder Protestierten, deßwegen alß eine Kirchen angesehen worden.
- ↑ ob die Reformation ein glück oder unglük seye, siehe pag. 30 hier arx pag 511
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-046_Seite_45.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)