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Von Krüzzügen gegen den Türken & ihre folgen.
[1095] Die Türcken haten das heillige Land eingenommen, u. alles daselbst mit schrecken u. mord
erfült, die Pilger konten ihre Wahlfahrten mit keiner sicherheit mehr dahin machen,
weil das Land mit Räubern bedeckt war. Es erfolgten klagen über klagen, das ein
Kreuz zug gegen diese ungläubige beschloßen wurde.
Der Pabst forderte könige u.unterthanen im namen der Religion zu diesem heill.
Krieg auf. Vergebung der Sünden u. Ewiges Leben wurde allen denen versprochen,
die sich ein Kreuz auf den Rok nähen ließen , u. dem Kreuzzug gegen die Türken helfen
mit machen, die schrecklichsten Bannstrahlen betrohten hingegen die Jenigen die den
befehlen des Pabst nicht gehorchten. Die menge der Kreuzfahrer wurde vast un-
zehlbar. Könige, hertzogen, Grafen, bischöfe, Abte, adeliche, ganze miriaden nahmen
das Kreuz an, und eß scheine als wolte sich der occident ganz entvölkern, da solche
Kreuzzüge zum fünften mahl unternohmmen wurden.
Die Religion veränderte ihren zustand durch die Kreuzzüge, aber leider verbeserte
sie ihn nicht. Die zurük gekommenne Krüzritter bauten der eine hie der andere dorthin
auß danckbarkeit für ihre erhaltung Capellen die sie Reichlich mit Reliquien be-
schenckten und heilligten, zu einer jeden solchen Capellen wurde ein Caplon ver-
ordnet der darin meß leßen mußte, nicht lange stuhnde eß an so wurden
auß diesen Capellen hin und wieder Dorf kirchen.
[1148] Das Deutsche Reich und Frankreich machten mit dem Abt Clarwal abermal
einen solchenKreuzzug, Kayser u. Könige zogen Persöhnlich mit, beyde heere
haten bey nahe 200’000 schwere Reüterrey. Das fuß volk war unzählbar, die
meisten städte und Fleken wurden außert Weiber u. Kinder entvölkert, diese
ungeheur zahlreiche menschen aber richteten dannach nichts wieder die Türken aus,
mit noth kam der zehende theil wieder zurük in ihr Vatterland.
[1188] 1228 u. 1248 war der drite, vierte u. fünfte Kreuzzug geschehen , und hernach
[1309] haben die Päbste aufs neue wieder einen solchen Kreuzzug veranstaltet, da
doch Jene Länder nicht zu erobern waren, den nach der Vorhersagung Christy
ist das Land durch den fluch der auf ihme ruhet zur Wüste bestimt, und also
gebleiben bis auf unsere zeiten.
Diese Kreuzzüge brachten die größte unordnung in die sittlichkeit, da das Pilger-
Leben viellerey außschweifungen mit sich führte, u. die Cathollischen alles mit machen
mußten was der Pabst beschlosen, sie solten Jerusalem erobern, der Jordan, den
Öllberg, die Geburths-u. Grabstätte Christy, u. der marrya, solte zu heilligen
Wallfahrten eingerichtet werden. Diese Welt gesinte u. geldgierige gedancken,
machte viele grose herrn, u. gesitlichen, zur größten anstrengung fertig u. muthig,
[AU 1]die Bräfsten Leute zogen mit in Kampf, und die schlauen Köpfe bleibten zurück,
Kauften ihre Güter u. Schlöser, das geld verthaten die Pilger Ritter auf der
Reiße, und vielle kammen wieder als betler zurük. Das wäre nach das geringste
übel geweßen, wenn nicht ein für alle zeiten fortdauerndes andencken ein Pestartiger
aussaz, durch die zurück kommenden bis auf viele hundert Jahr fort gepflanzet worden
wäre, dieses Erbstük verursachete die außschlacht die viele tausende das leben kostet.
B! Andere sezen den anfang der außschlacht schon in VI. Seculo. 574 zuerst. Bis
- ↑ Der aussaz den die Kreuzfahrer ehedem mit sich auß Palästina gebracht hatten, verbreittete sich so das im Linsibühl ein Sichen haus mußte gebauen werden 1219.
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-042_Seite_41.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)