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Von der Päbstlichen & Griechischen Religion.
Achthundert Jahre lang hat die erste Christliche Kirchen eine Lehr und
Glauben gehabt. Wie Christus und die Apostel gelehret haben.
[606] wurde der Bischof in Rom über die Lattinische Kirchen; und in Constanti-
nopel war der Patriarch Bischof über die Griechische Kirchen gesezt.
Der Pabst aber wolte allgemeiner Bischof seyn, und die Griechen
wolten ihne nicht anerkennen, oder ihme den vorzug laßen; die allgemeine
Christliche Kirchen hat bis dahin einmüthig gelehrt, das der heillige
Geist seyn daseyn und Weßen voGott dem Vatter habe, laut den
Worten: „Der heillige Geist gehet vom Vatter auß“.
Einige mönchen in Spany kammen auf den gedancken, das Er auch vom
Sohn außgehe, dieß nahm der Pabst im 9ten Jahrhundert an, u. rückte
eß ein, in das nicänische Glaubens bekentnus eigenmächtig.
Die Griechen nahmen es übel auf, und der Pabst thate sie in bann,
das sich darüber die Kirchen getrent haben, die Griechen bleibten unabänderli.*)
Die Spaltung dieser ersten Christl. Kirchen, komt nicht von der Chr.
Religion selbst her, sondern von der angemaßten gewalt des Pabstes
d. stolzen hierarchie so in der ganzen Christenheit außgeübet worden, und
sich als Statthalter Christy mit dem Urim und Thumien der untrüglichkeit Christy bede .
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*)Die Griechische oder orinthalische Kirchen war groß und so weitläufig, das alle
Christen im orinthallischen Kayserthum, wie auch Rusland, u. in Afrika das große
Abeßinien, auch in Pohlen sind Griechen, und in einigen östreichischen Provinzen, in
der Thürgey sehr viele, der Patriarch wohnte in Constantinopel selbst. **)
Sie gründen ihren Glauben auf das Wort Gottes, die Griechen, und Lehren das
zur Seligkeit erfordere, die erkantnus Gottes, der Glaube an Christum, und
ein Gottselliges Leben. Sie haben fünf Sakrament, wie die Päbstliche Kirchen.
die Buße, die Christus nach ihrer Lehre eingesezt hab, 2. die Salbung nach der Taufe,
3. die krancken Salbung; 4. die auflegung der hände bey der Ordination;
5. den Ehestand; diese viere sagen sie, seyen von der Christlichen Kirchen auß heill.
ursachen u. absichten vest gesezt worden. Beym heilligen Abendmahl, geben sie
[AU 1]Brodt und Wein zugleich, das Brod brocken sie in einen napf voll Wein, und geben
eß in einem Löffel den Kommmunitkanten, und reichen eß auch den kleinen Kinder.
Sie glauben keine Verwandlung des Brods und Weins in den Leib u. blut Christy,
den Wein vermischen sie in der Einsegnung mit Waßer, welches in der ersten
Christlichen Kirchen gebräuchlich geweßen. Die Täufling Tauchen sie dreymahl
[AU 2]ganz unters Waßer, nach der Taufe wird den Kindern die Firmelung u. damit
erst der Namen gegeben die heilligen werden von ihnen nur verehrt als diener
Gottes in der vereinigung mit ihren gebäten. Auß diesem ist schon zusehen
das die Griechen weniger vom ersten Christl. Glauben und Lehre abgewichen,
alß die Papisten oder Päbstl. gethan, Sie halten ihren Patriarchen nicht vor unfählbar.
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[A.o. 1453.] **)Constantinopel von Türcken Erobert worden u. dem griechischen Kayserthum
ein ende gemacht worden. Die fortsezung folgt im Blat
- ↑ des Jahrs einmahl.
- ↑ Sie nehmen zu Jegl. Kind frisch Waßer, dieweil eß von der unreinigkeit der Erbsünd soll beflecket seyn.
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-040_Seite_39.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)