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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-037 Seite 36.jpg

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Anfang und Ausbreitung der Christlichen Religion.

[A 640] Gallus und seine Brüder und nachfolger Lebten viele Jahr wie [M.]
der Welt abgesagt, sie führten ein arbeitsames Leben, und waren
nach keine geistliche, nur Lehrer, und machten darneben das Land
urbar, Reuteten und pflantzten in die 80-Jahr lang, Lebten
ohne orden, haten nur einen Pfleger zum Vorsteher bis ein Abt
[Ao. 720] gesezt worden, und das Stift in einKloster verwandelt worden,
und die Benedicktinische Regel unter die Brüder eingeführt wurde.
     Nach dem absterben Gall, folgte ihme in seiner Zell sein Freund
Mang, diese beyde wurden an diesen orten für Heillige gehalten,
seine Lehr Jünger und andere Gottsellige Männer, haben das ange-
fangene Werk deß Christenthums mit grosem Segen fortgepflan-
zet, und Tauften viele Land- und Bergleut. W.C.
     Weillen die Einwohner vom Speicher nicht weit von St. Gallo
entfernt, und Gotts Haus Leut gewesen, so ist nicht ohne grund
zu schliesen, das in dieser nachbarschaft das Christenthum auch
frühzeitig werde außgebreitet worden seyn, weil in Arbon
auch schon vor Gally ankunft der Christliche Glauben geprediget
und gelehret worden, und an anderen orten nach früher. Schon
[290] Solle in Glarus und Ury, die Felix & Regula, das Werk
[AU 1]der Evangelisten getreiben, und alß Verfolgte dahin gekommen
seyn, als Christen, laut Tschudis Cronic pag 70 (&Müllers G.74.
Sagt das die Gothen die ersten Christen gewesen, die wider
die Schweiz bevölckert haben.
[ao. 291] sollen auch Beatus & Achatus, auß Engelland, an andern orten
in der Schweiz das Evangelium geprediget haben.
     Andere Chronicken melden von entstehung der Christl. Religion.
als die Schweiz durch die Römer, u. hernach durch die Alemanier,
Eingenommen worden, Wanderten verscheidene Lehrer des Christenthums
durch die Schweiz u. versammelten kleine Gemeinden, doch ohne Kirchen
u. ohne Kirchen Geseze; den der größte theil Einwohner bestuhnden aus
Heyden; als der Franken König Ludwig im Jahr 499 die Heyden
verfolgte und auch in die Schweiz kam, so wurden die Gemeinden der
Christen immer zahlreicher, und alß das Christenthum nach in seiner
reinheit gelehret worden, waren die Schweizer frome gottsförchtige
u. doch nicht abergläubische Leute, sie hielten sich an der Bibel be-
sonders an das neue Testament, welches ihnen auf allerley weiße
bekant worden. B.C.      Religion


  1. Sie wurden in Zürich enthauptet u. ihr Siegel führte die 2 Köpfe. d ao. 291 dahero.