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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-036 Seite 35.jpg

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Alte Geschichten unter der aebtischen Regierung.

[Ao. 877 - 912] Fangte man die Jahre von Christy geburth an zuschreiben, und vorhero [arx. 76 - 115]
wurden nach den Regierungs Jahren der Königen die urkunden geschreiben.
     War das neue Jahr am Wienachtfeste angefangen. 567 von der
beschneidung Christy an gefangen gewesen.
     Es war von anfang kein anderes als Egiptisches Papier, die Wachstafeln
brauchte man nur zu Konzepten und rechnungen; hernach wurde auf [185.]
Pergament geschreiben, das auß den Häuten der Wildenthiere mit solcher
Kunst zugerichtet wurde, das man es jezt in urkunden so weiß und
dünner als das feinste Postpabier antrifft. Das Pergament hat erfund-
en ein König zu Pergamo Attalus, 130 Jahr vor Christy geburth, daher
eß Pergament geheißen wurde, oder den Namen bekomen.
     Das Papier ist erst 1368 durch den Antonius & Michael zu Basel
erfunden worden, ein jeder Bogen Pabier muß 31- mal durch die Hände gehen.
     Die Schriften waren im anfang des neunten Jahrhunderts, durch
viele Züge und Buchstaben Verbindungen sehr verunstaltet; auch
waren grobe Schriften die mit Weyer rohren auf dickem unsauberen
Pergament geschreiben, das mehr Häuten ähnlich war.
     Man konte die deutsche Sprache nicht schreiben bis im 9ten Jahr-
hundert wurde darmit angefangen. (im Eilften Jahrhundert hatte es Calender) [191 - 87]
[Ao. 890] Zu dieser Zeit wurden die zweifelhaft gewordenen Marken oder Grentzen
[AU 1]zwischen dem Thurgau und Rheingau erneuert, welche sich nach aussag der
(52 adeliche Kundschaften, 52) auß dem Bodensee in dem Thalwege des Rheines
bis am Mondstein hinauf zogen, dort am Rheinfluße bis auf Jene anhöhe,
des Schwarzenegges ansteigen, gegen das Jetzige Appenzellerlands Bergspitze,
das Rheinthal aber von Monstein bis auf Blatten gehörte als ein Theil
des Rheingaues zu dem Lindsgau. Eben so hatte eß auch fast dreyhundert
Jahre früher König Dagobert angeordnet, da er dieße Mark in den Felsen
einhauen ließ (ein halber Mond.) Schwarzenegg ligt im Appenzellerland in
der Grub, von welchem u. dem darzu gehörigen Kayenberge das Waßer
zum Theile über Oberegg in den Rhein, und anderstheils über Heiden auf
Thal fließt. Der alte Rhein ist jezt wahrscheinlich eine Jnsel worden,
welche der rechte arm des Rheines von Gaisau, der lincke deßen
Spuren nach sichtbar sind, von Stad u. Rheinegg abschneid. [151]


  1. Marken