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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-035 Seite 34.jpg

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Alte Geschichten im Kloster St Gallen.

aber oben auf schwämen, das ist schuldig wären, so gabe er durch dieses unan-
ständige Benehmen, der Abtey die Waffen in die Hände ihre Rechtsame kräftiger
zubehaupten. Vor dem hineinwerfen wurde ein Gebäth verrichtet.
     Die Bischöfe an ihren Sitten Gerichten, ließen die Leute welche sich gegen
ein Geboth Gottes oder der Kirchen vergangen hatten, mit Geißelstreichen
darfür züchtigen, deßgleichen die Kloster geistlichen wegen Fehlern wider
die ordens regel, an eine Säule binden, ihnen die oberkleider ausziehen, [189.]
und sie Geißeln laßen.
     Die welche Kirchen Bußen zuverrichten hatten, stuhnden während dem Gottes-
dienst baarfus außer der Kirchen, gingen in umgängen die lesten, und das
Volk bath den Pfarrer für die Loßsprechung derselben.
     Den Pabst erkante man in St. Gallen, als den allgemeinen Vatter,
und verrichtete für ihne offentliche Gebethe, man ließ sich von ihm auch die
von den Königen erhaltenen Freyheiten bestätigen.
     Den Erzbischof von Maynz, nante der heil Notker einen Patriarchen,
dießer sagte von St.Gallen, das darin die Leute grob, der Glaube [175.]
roh, und der Boden überaus hart waren.
     Die Pfarrer betheten die Tag Zeiten in der Kirchen, Ein Reichsgesez [172.]
legte ihnen auf, die Psalmen u. Tauf gebethe auß dem gedächtnus
herzusagen, u. in ihren Predigen die Christliche Religion wenigstes in
Haubtsäzen vorzutragen. Jeder Pfarraangehörige mußte in seine Parr-
kirch gehen, und durfte nicht andere besuchen. Die Kanzel u. der Tauf-
stein, stuhnden in der mite in der Kirchen, die Altäre waren mit Gold,
Silber, und Seidenem Zeug geziehret.
     Kayser Ludwig verordnete das die Geistlichen keine Feldarbeit [180.]
thun, außert im Nothfall, Sie tragten kurze Bärt, aber etwas
lange Haare. # Sie speißten an 13. Tisch im Kloster waren ca. 100 an
der Zahl, ihre Speiß war Mus, sie hatten nach kein Buter (daraus ist
zuschließen das zu dieser Zeit nach kein Schmalz gemachet worden.)
     # Sie Bätteten beym Haar und Bart abschneiden.      p.255. [25.]
Die Geistlichen machten ein eigenes Gesezbuch, nach welchem die in [173.]
ihr Kloster oder Kirchen gehörige Leut gerichtet werden sollen, welches
man das Kanonische oder Kirchliche genant, und den andern Gesez-
bücher vorgezogen wurde. Kauf- Tausch- u. Vergabungs Brief wurden in der Kirche
      ausgefertiget.
     Die Nonen hieß man im 9.ten Jahrhundert Gottes Dienerinen 182.