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Von Speicher so das Stift St. Gallen gehabt.
Wann der hießige Speicher nicht schon unter den Fränkischen Königen ent-
standen, so ist er unter den Aebten im achten Jahrhundert ohngefehr an-
gefangen worden, da der Kelhof im Speicher seinen anfang genomen.
Das Stift hatte deßgleichen auch einen solchen Speicher in Büren,
[AU 1](so in groß und klein Büren getheilt war.) wo die abgedankten Aebte
ihren aufenthaltung und Wohnung hatten, welche mehr als eine Tausend Jährige
Besizung von St. Gallen geweßen, da die Einkünfte von klein Büren,
mit denen von Herisau und Waldkirch, denen abgedanckten Aebten zum
Unterhalt gewidmet waren, eß stand eine Kirchen da & ein Speicher in den
die umliegende Zins leute ihre Früchte und abgaben, geben mußten. arx.134
Die neue Kloster Chronik oder St. Galler Geschichten enthalten
nichts vom Speicher, nur von Vögelisegg *) das eß in das Kämmeramt
mit vielen andern orten ihre abgaben geben müßen, wie im folgenden
Blat zuleßen ist. Erst Ao.1390 wird von einer Geschicht meldung
gethan, das Walther zum Speicher, Ulrich Kern, Hermann Müller,
Hermann Gaßer, Hermann und Gerwig Bellen, dem bruder Hanns
Sturmann eine Hofstatt zu einer Klaus gegeben. Wie darvon hier p. 21.
Weil schon vor alten Zeiten hießige Einwohner zum Speicher genant
wurden, so ist es wahrscheinlich das es nicht ein privat Speicher gewesen,
sondern ein allgemeiner Speicher dahin das Sonderamt den Zehenden
Leifern müßen, oder aber die 6 Rooden. 1te Schwendiner, 2te Rotter (ein-
theil von Teufen) 3te Speicher oder Vögelinsegger, 4te Rothenweiser,
5te Trogner, 6te Tableter, Rood. Die alle zusammen unter einen
Amann gehörten welche der Abt ihnen gab. (W.C. pag. 112)
Das Sonderamt war deßgleichen, Trogen, Gais, Riedly, Speicher,
und Rota ein theil von der gemeind Teufen heut zu Tag.
Die Aebte hatten auch 13 Rodmeister, in Jeglicher damaligen Rood 1,
welche die Steuren vertheilen und Einziehen müßen und andere Gefäll.
Der Haubtmann der Rood bekam vor seine aufsicht und Zusammen sammlung
der Zehenden, 1 Malter Frucht zur Belohnung, und weil nur 12 Rooden
geweßen, namentlich in Appenzell auch 6., 1te Schwendiner, 2te Schlatter,
3te Rikenbacher, 4te Gontner, 5te Lehner, 6t Rüttiner Rood,
& auf dieße alle Abgaben und Zehenten vertheilt waren, so wird in obigen
genanten ausern roden, Vermuthlich eine gleiche Repartition gewesen seyn.
Trogen mußte Jährlich Kilchen zehenten 15 Mutt Kernen, 15 Käs, und
11 pfund pfenig geben müßen, und 24 Mark oder 70 lb. d. Reichssteuer,
welches Speicher und andere mit Rooden auch wird getroffen haben.
*) Speicher und Vögelinsegg machten eine und eben dieselbe Rood auß.
- ↑ Ao. 883 der Kayser hat dem Abt Hartmoten bey seiner abdankung bewilliget die Einkünfte zu Herisau Waldkirch u. Niderbüren zu Stands mäßigem außkommen der abgedankten Aebten. arx 80. I. T.
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-030_Seite_29.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)