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VIII
Römer waren die Ersten ober Herrn unßers Lands.
[AU 1] Unser Vatterlands Geschicht fangt (laut Walsers Appenzeller Chronick) [AU 2]
- oder 99 Jahr vor seiner menschwerdung am) zu welcher Zeit die Römer schon
ein Wart - thurm in Herisau sollen gebauen haben, dadurch den Einfall der nach
übrig gebleibenen Cimbriorum in Jtalien zu verhüten, als auch das unter ihr
Joch gebrachte Landvolk, in beständiger Pflicht zuhalten, die Römer bauten hier
und dort Vestungen und Thurme, um also die Schweiz zu einer Vor maur Jtalins
zu haben; und da sich die Römer bey dem Bodensee und der Enden herum nider-
gelaßen, und zu Arbon eine Station errichtet, so erbauten sie auch zu gleicher zeit
den heutigen Kirchen-Thurn in Herisau, und brauchten solchen zu einem Wachtthurn,
auch wurden jezuweilen Römische münzen bey Herisau in der Erden gefunden. „Auch
Bischofbergers Appenzeller Chronick setzte gleichfalls die älte des Lands Einwohner also,
weil etliche orten schon Kirchen geweßen ehemalen st.gallo in dieser Land ge-
kommen, namentlich zu Arbon, Gosau, und Herisau. So mußten auch Jnwohner seyn.
Also hetten die Römer dieses Land schon in besiz gehabt zur Zeit der Helve-
tier, weil ihre gänzliche außwanderung nur circa 60 Jahr vor der Geburth Christy *)
[AU 3] geschehen, weilen aber die Geschicht schreiber deßwegen nicht allerdings hierin über-
einstimmen so muß solches auf der ungewüßheit beruhen laßen, oder eß ist geschehen wie
der Arx in seiner neuen st. gall. Geschichten setzet die zeit der Außwanderung der
Helvetier 103 Jahr vor Christy geburth, da sie von JUlius Saesar geschlagen
worden, um sich des eroberten Landes zuversichern, legte schon Drußus, und später
der Kayser Valentinian an dem Rhein eine Kette von Festungen und Schlößern an,
die zu Bregenz und Arbon anfing, und sich bis an das meer herabzog. Diese Plätze
wurden mit römischem Kriegs volke besezt, und für das selbe nach Jtalien breite
Heeresstraßen angelegt deren zwo von Pfin nach Chur führten über Bregenz.
Bey Arbon und Romishorn, lagen die Römischen Legionen so oft das jenes des-
wegen ein Lager genant wurde, diesen aber von ihnen den namen Römerhorn bekam.
Hat Vitelius Helvetien in zwey Landvogttheyen getheilt, welche der Fluß Rüss
[AU 4] voneinander scheidete, und unser Land und das obere Thurgau wurde zu Rathia (Räthien)
geschlagen, die Tiguriner (oder Thurgäuer) wolten sich dieser Theillung nicht
unterziehen, sondern ihren alten namen behalten, auch wolten sie den vitelium
nicht für den Kayser erkennen ehe sie recht wußten, das der vorhergehende Jmperator
nicht mehr am leben sey, weil er ihnen guts gethan wolten sie dem neuen Kayser
nicht huldigen, deßwegen bekriegte er sie, und Schlug sie auf dem Bözberg auf
das Haubt, durch den Feldherrn Caecinna, da wurden sie gänzlich den
Römer unterworfen, und der Helvetische namen erloschen, unter dieser bott-
mäßigkeit mußten die Schweizer Leben bis Anno 440 oder 450 W.C.
Diese oberherrschaft sezen andere auf 400 Jahr lang das solche gedauret.
[406] haben die Burgunder West-Helvetien eroberet, und ein neues Königreich errichtet,
die vornehmen Römer offiziers waren je länger je feigere Leute, und verdorben, sie
liesen eß geschehen das die Germannen, jetzt Burgunder, den Helvetiern den größten theil
des Lands u. der Sclafen wegnahmen, und unter sich theilten.
- ↑ vor der Geburth Christy 3848 - die auß den nordischen Landen außgezogenen Cimbern zu welchen sich auch die Teutschen & Helveter geschlagens & den Römer in ihr Land gefallen u. grosen Schaden gethan. Hundertdrei Jahr vor Christi geburt.
- ↑ 129
- ↑ Jm Jahr d. Welt 3890.
- ↑ nach Christy geburt ao. 69
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-010_Seite_9.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)