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Seite:Köster Alterthümer 003.png

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Ufer. Zwischen Horneburg und Buxtehude bildet das Hedendorfer Holz mit den schlanken Buchen, welche bei Neukloster einen stillen Weiher umschließen, einen wahrhaft idyllischen Punkt. Reizend sind ferner die Gärten und Parks der Bremer Kaufherren an der Lesum zu St. Magnus; und die Thalgründe bei Scharmbeck werden von den höflichen Besuchern aus Bremen wohl die Bremische Schweiz genannt. Das Dobrocker Holz ladet besonders in der Pfingstzeit die Umwohner unter seine grünen Hallen ein; und mit Recht rühmt man den Bederkesaer See mit seinem „Holz an der Burg.“ Aber auch die goldenen Rappsaatfelder im Kehdingschen, die mit Blüthen-Schnee bedeckten Kirschbäume des Alten Landes, und das glatte Hornvieh auf den Osterstadischen Triften haben ihre Schönheit. Und selbst mitten in der Haide überraschen jene wie glückliche Oasen auftauchenden altsassischen Bauerhöfe, von uralten Eichen umkränzt, eben so sehr den Fremden, wie sie den Bewohnern bis zum unauslöschlichen Heimweh theuer sind.

Das Klima dieser Lande ist durch die Nähe des Meeres und der zwei großen Ströme, bei dem Wechsel von Ebbe und Fluth, und weil Gebirge fehlen, rauh, nebelreich und veränderlich, aber auch geschützt vor den Extremen von Hitze und Kälte; häufig sind daher rheumatische Beschwerden, aber Brustleiden eine Seltenheit. Die Westwinde schaden dem Baumwuchse, nicht aber die Ostwinde; daher die Weser-Ufer großentheils keine Bäume haben, die Elb-Marschen hingegen das herrlichste Obst produciren. Merkwürdig auch, daß die Nachtigal sich von den Marschen fernhält. Im Lande Wursten klagt man seit alter Zeit über die ungesunde (salzige) Luft, welche jedoch den Einheimischen eben nicht schadet: überhaupt steht das Marsch-Fieber in bösem Rufe. Auf den Haiden pflegt man im Sommer das dürre Haidekraut anzuzünden, um in der dadurch gewonnenen Asche eine spärliche Buchweizen-Ernte zu erzielen: hieraus entsteht dann jener trockene Höherauch oder Moordampf, welcher in ganz Nord-Deutschland den Regen vertreibt und das Athemholen erschwert.

Die Produkte sind natürlich an Güte, wie an Menge sehr verschieden; aber jede Bodenart hat doch ihren besonderen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_003.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)