Maße besaß er die Gabe, seine Schüler zu wissenschaftlicher[WS 1] Arbeit anzuregen und ihnen Themen zuzuweisen, die ihrer Begabung entsprachen; ein Verzeichnis solcher Dissertationen, die oft das Ricardo Foerster Sacrum auf dem Widmungsblatte tragen, würde viele Seiten anfüllen. Die Dankbarkeit der Schüler zeigte sich bei seinen Jubiläen, so besonders bei der Feier seines 70. Geburtstages, wo einige auch aus der Ferne herbeigeeilt waren und in beredten Worten den Gefühlen für ihren Lehrer Ausdruck gaben.
Weiteren Kreisen des Publikums wurde er zunächst dadurch bekannt, daß er die Professur der Eloquenz bekleidete, zuerst noch neben Hertz und Marx, dann allein: er ist der letzte Eloquenzprofessor an unserer Hochschule gewesen, vielleicht der letzte überhaupt, in dieser Hinsicht ein Nachfolger seines Libanios. Er besaß eine leichte natürliche Beredsamkeit und benutzte sie, um bei den Festfeiern der Universität Themen aus dem Bereiche seiner Wissenschaft Laien nahe zu bringen: so hat er in der Aula der Universität von Reiske, Otfr. Müller und seinen Reisen erzählt und Stoffe aus der antiken und modernen Kunstgeschichte behandelt; in dem Bändchen: „Das Erbe der Antike“ liegt eine Reihe solcher Festreden gesammelt vor. Namentlich aber widmete er seine Kräfte je länger je mehr seiner Heimatsstadt und Provinz. Bald nach seiner Rückkehr übernahm er den Vorsitz im Verein für Geschichte der bildenden Künste, dessen eifriges Mitglied er schon früher gewesen war, und brachte ihn zu neuer Blüte; nicht bloß sorgte er mit erstaunlicher Umsicht für Vorträge, deren er viele selbst hielt, sondern auch für dankenswerte Publikationen; die der Cranachschen Madonna in Glogau bot ihm Gelegenheit, in einem Aufsatz auf andere Bilder des Meisters in unserer Provinz hinzuweisen. Er wurde auch in das Kuratorium des Schlesischen Provinzialmuseums berufen und begnügte sich nicht mit der nominellen Zugehörigkeit, sondern nahm – was damals sehr nötig war – regen Anteil an den Verwaltungsgeschäften. Am bedeutungsvollsten aber wurde es, daß man ihn nach Heidenhains Tode[1] zum Präses der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur wählte. Das geistige Leben in unserer Stadt und Provinz nach Möglichkeit zusammenzufassen war so recht eine Aufgabe für seine Energie und Umsicht; hier konnte er seine Vielseitigkeit, seine Menschen- und Sachkenntnis glänzend entfalten. Durch sein Geschick hat er die Gesellschaft glücklich durch gute und böse Tage und durch die Fährlichkeiten der Kriegszeit geleitet, namentlich aber anläßlich des 100 jährigen Jubiläums die Errichtung des schönen Gesellschaftshauses durchgesetzt und durchgeführt, das nicht
- ↑ Das Präsidium ruhte nach Heidenhains Tode (1897) kurze Zeit (bis 1899) in den Händen von Flügge, v. Mikulicz-Radetzky und vertretungsweise von Bender.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: wissenschafticher
Wilhelm Kroll: Richard Foerster (Nachruf). , Breslau 1919–1924, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahresbericht_der_Schlesischen_Gesellschaft_097_007.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)