Zum Inhalt springen

Seite:Hermes 9 319.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
DIE MEGARISCHE KOMÖDIE.

Die in ihrer Bodenbeschaffenheit wesentlich gleichartige Nordküste des Saronischen Meerbusens enthält nur drei Punkte, welche in mitten einer zur Baumzucht und theilweis zum Ackerbau geeigneten Ebene, mit dem Meere durch gute Hafen verbunden, von einander durch Berge resp. Hügelketten geschieden zur städtischen Niederlassung, zum Mittelpunkte einer staatlichen Bildung passend sind: Athen, Eleusis, Megara. An allen drei Orten ist eine solche einmal vorhanden gewesen. Allein die Natur hat in der unwirthlichen seltsam zerrissenen Felseninsel Salamis einen und denselben Riegel vor alle drei Häfen geschoben, so dass, wer von den drei Rivalen Salamis besitzt, den anderen das Meer sperrt: das Meer, das ist das Leben. Wir glauben zwar durch das Dunkel der Sage eine Zeit zu erkennen, wo Salamis selbst das Centrum für das dreifach getheilte Hinterland war, wo dort ein übers Meer gekommener den Hintersassen des Festlandes fremder Stamm saß, der andere Götter verehrte, andere Heroen seine Ahnen nannte, aber darum noch lange kein phoenikischer war. Doch jenes schauen wir nur durch einen Spiegel in einem dunkelen Wort: geschichtlich wirksam bewährt sich diese Bedeutsamkeit der Insel, als im sechsten Jahrhundert v. Chr. ein Schiedsgericht lakedaimonischer Männer Athen den Besitz von Salamis definitiv zuerkennt, um welchen dies vierzig Jahre lang hart aber mit immer steigendem Erfolge gegen die Megarer gestritten. Von diesem Zeitpunkte steigt der Stern Athens jäh und unaufhaltsam bis in den Zenith seiner Macht: Megaras Stern sinkt nicht, er verlischt; es ist seitdem οὔτ’ ἐν λόγῳ οὔτ’ ἐν ἀριθμῷ. Doch die Geschichte thut Unrecht zu vergessen, dass vor dem eine Zeit war, wo der seefahrende Städte gründende Megarer inmitten seines regen politischen Lebens mit ähnlicher Verachtung auf den der See abgekehrten

Empfohlene Zitierweise:
diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). , 1875, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_319.png&oldid=- (Version vom 25.2.2024)