Emil Hübner (Hrgs.): Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Die Familie des Germanicus | |
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ist entsprossen aus der Ehe des M. Agrippa und der Tochter des Augustus Julia. Diese Ehe wurde bekanntlich geschlossen im J. 733 und aufgelöst durch den Tod des Mannes im März 742. Von den fünf Kindern, die derselben entstammten, sind die Geburtsjahre der drei Söhne bekannt: Gaius kam zur Welt 734, Lucius in der ersten Hälfte des J. 737, Agrippa nach des Vaters Tode 742, nicht aber die der beiden Töchter, der Vipsania Julia, der späteren Gemahlin des Paullus, und unserer Vipsania Agrippina, der Gattin des Germanicus. Dass Julia die ältere, Agrippina die jüngere war, ergiebt sich mit Sicherheit aus der Folge, in welcher der in diesen Dingen durchaus sorgfältige Suetonius (Aug. 64) sie aufzählt. Man wird ferner annehmen dürfen, dass der römischen Sitte gemäß auch in dieser Ehe die Gattin nicht älter gewesen sein wird als der Ehemann. Danach kann das Geburtsjahr der Agrippina mit Sicherheit in das Triennium 739–741, mit Wahrscheinlichkeit auf 740 oder 741 angesetzt werden. Dass der Geburtstag zwischen den 12. und den 27. October fällt, haben die Arvalacten ergeben[1].
Wann die Ehe abgeschlossen ward, wird unmittelbar nicht berichtet, wahrscheinlich aber 758/5; denn das erste Kind daraus wurde, wie wir sehen werden, Mitte 759/6 geboren, und ein noch früherer Termin ist wenig wahrscheinlich, da Germanicus am 24. Mai 5 erst sein zwanzigstes Lebensjahr begann. Gelöst wurde die Ehe durch den Tod des Gatten, der, wie gesagt, am 10. October 772/19 erfolgte. – Entsprossen sind aus derselben
- ↑ Nach dem Fragment bei Henzen p. XLIX (unrichtig gelesen und daher nicht richtig verstanden bei Marini VII) ging die Feier des Geburtstags der älteren Agrippina derjenigen des 27. October unmittelbar voraus; und da um diese Zeit auch die Theilnahme der Arvalen an den Augustalien des 12. October in den Protokollen auftritt (Henzen p. XLVII), so hat Henzen daraus mit Recht den Geburtstag der Agrippina in der angegebenen Weise bestimmt.
die freilich bei ihrer argen Interpolation keinen Glauben fand (vgl. Marini Arv. p. 71). Vor Auffindung jener Tafel galt der September für den Geburtsmonat des Germanicus wegen Sueton Gai. 13: in memoriam patris Septembrem mensem Germanicum appellavit. Wir sehen jetzt, dass hiebei vielmehr andere nicht auf die Person des Germanicus bezügliche Rücksichten maßgebend gewesen sind: wahrscheinlich schienen die bloß nach der Nummer benannten Monate sich für den Namenwechsel besser zu eignen und wählte man den September im Anschluss an die beiden unmittelbar vorhergehenden nach den Stiftern der julischen Dynastie umgenannten Monate.
Emil Hübner (Hrgs.): Hermes. Zeitschrift für classische Philologie. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1878, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_13_246.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)